Eigentlich kann ich Tenöre nicht leiden …
 
 
Ich bin in München geboren und klassische Musik begleitet mich seit meiner Kindheit. Mein Vater (glühender Opernfan und reger Besucher auf den billigsten Plätzen im Nationaltheater in München in den dreissiger Jahren), der leider schon als junger Mann im 2. Weltkrieg fiel, hinterließ mir einen Plattenspieler (ein Ungetüm aus Nußbaumholz, mit einem schweren Tonarm und Nadeln, die man ständig wechseln musste), einen Kasten mit Schellackplatten und eine ganze Reihe von Reclam-Heftchen mit Texten zu allen möglichen Opern. Für mich als Kriegskind waren das „Spielsachen“, ich hatte sonst nicht viel. Was genau an Schallplatten vorhanden war, kann ich heute nicht mehr sagen, nur soviel, dass ich herging und den Text einiger Arien, die da gesungen wurden, auswendig lernte (und heute noch kann!) und lauthals in unserer Wohnküche zum Besten gab.

Später erlahmte das Interesse an der Klassik etwas, Jazz war für uns junge Leute wichtiger.

Aber die Klassik kam wieder. Sie kam in Gestalt eines jungen Mannes, der mein Ehemann wurde. Er war sozusagen mit der Oper aufgewachsen und ich habe viel von ihm gelernt. Aber Tenöre? Nein, ich mochte sie nicht wirklich, die Stimmen waren mir zu hell, zu wenig „männlich“.“ Meine“ Stimmlage war der Bariton.

Doch dann kam ER! Eines Tages erzählte mir mein Mann von einem jungen deutschen Tenor, den solle ich mir doch einmal anhören, der gefiele mir bestimmt! Wir lebten schon Jahrzehnte im Rheinland. Da wir im Oktober 2009 für ein Wochenende in München waren, besorgte ich zwei Karten für die Oper. Was gab’s? Lohengrin. Hm. Wagner ist nicht gerade mein Lieblingskomponist, aber nun wollte ich doch diesen Jonas Kaufmann einmal hören. Kent Nagano stand am Pult und ich sah und hörte diese berühmt/berüchtigte „Wüstenrot-Inszenierung“. Und da lief ein junger Mann herum in Jeans und hellblauem T-Shirt, mit einem Schwan im Arm, der den Kopf unter den Flügel steckte – zum Lachen! Jaaa, die Stimme gut, dunkel getönt, das war doch schon was, und sehr angenehm … Sehen konnte ich ihn nicht wirklich, ich hatte mein Opernglas vergessen und saß ziemlich entfernt von der Bühne, auf dem Balkon. Aber dann kam die Gralserzählung – so hatte ich die noch nie gehört - und ich war schlagartig hin und weg, es war ein „coup de foudre“, ein Blitzschlag!

Wieder zu Hause, warf ich meinen PC an, um Informationen zu kriegen und geriet auch bald auf die großartig gestaltete Seite von Marion. Nun hatte ich Hörmaterial und das nicht zu knapp. Und … dieser Mann sah einfach unverschämt sexy aus! Und das alles zusammen, das macht für mich Jonas Kaufmann aus, diese dunkel gefärbte Stimme, das Aussehen und sein Spiel auf der Bühne. Man liebt und leidet mit! Denn Oper ist für mich nicht nur Musik, sondern auch Theater.

Und heute? Ich kann es mir nicht erlauben, Jonas Kaufmann quer durch die Welt zu begleiten, aber wann immer er in München auftritt, versuche ich eine Karte zu ergattern, um ihn in seiner Heimatstadt, die auch die meine ist, zu hören und zu sehen.

Ingrid, im November 2012
 
 
 
 
 
 
 
 



 
 
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