Salzburg – Nachdem die Salzburger Osterfestspiele mit dem
italienischen Operndoppel „Cavalleria rusticana“ und „Pagliacci“
eröffnet wurden, gab es das übliche Trio aus Abonnementkonzerten.
Der Fokus lag heuer auf Werken von Peter Tschaikowski und Dmitri
Schostakowitsch. Dazu kam Giuseppe Verdis abendfüllende „Messa da
Requiem“. Christian Thielemann und seine Sächsische Staatskapelle
Dresden interpretierten den zwischen hohem Klageton und manchmal
fast geflüsterter Erlösungshoffnung schwankenden Achtzigminüter
straff und präzise. Der interpretatorische Spielraum beim
Verdi-Requiem ist ziemlich groß, Thielemann wählte eine recht
opernhafte Herangehensweise und strukturierte das Ganze als schön
verknüpfte Szenenfolge mit fein ausgestalteten Mini-Dramen und
knackigen Übergängen. Verdi wurde zu seiner Komposition auch und vor
allem durch persönliche Trauerfälle und Schicksalsschläge inspiriert
und hatte seine liebe Not mit den standardisierten christlichen
Glaubensbekenntnissen. Diese Zweifel lässt Thielemann eher außer
Acht – wenn man vom sehr zurückgenommenen Finale absieht. Die
Aufführung endete derart verhalten, dass das Publikum ein Weilchen
bis zum Applaus brauchte.
Überzeugend war das
Solisten-Quartett, vor allem Mezzosopranistin Anita Rachvelishvili
und Star-Tenor Jonas Kaufmann harmonierten gut, eindringlich der
Bassist Ildar Abdrazakov, Liudmyla Monastyrska schickte schön
fließende Soprantöne durch den Raum. Ebenfalls gut der Chor des
Bayerischen Rundfunks – einstudiert von Peter Dijkstra.
Wie
es scheint, entdeckt Christian Thielemann mehr und mehr seine Liebe
zum italienischen Repertoire. 2016 gibt es bei den Salzburger
Osterfestspielen unter Thielemanns Dirigat Verdis „Otello“, mit
Johan Botha in der Titelpartie. Modedesigner Christian Lacroix wird
ihm das Gewand schneidern. Und ganz langsam zieht die Moderne ein.
Vermutlich ist es dem neuen Intendanten Peter Ruzicka zu verdanken,
dass Hans Werner Henzes komplexe achte Symphonie erklingt (Vladimir
Jurowski dirigiert) und Manfred Trojahn ein Auftragswerk komponiert.