Die Presse, 01.04.2015
Von Walter Weidringer
 
Verdi: Messa da Requiem, Salzburg, 31.3.2015
 
Die Kraft und die Herrlichkeit
Verdis Requiem, nobel differenziert unter Thielemann [Isabel Karajan mit einer Schostakowitsch-Umkreisung:] Salzburger Variationen über den Tod.
 
......Eine großformatige Totenmesse wie jene Verdis wirkt gegen solch konkretes Schaudern abstrakter, erbaulicher – zumal wenn so formidable Kollektive wie der Chor des Bayerischen Rundfunks und die Staatskapelle Dresden am Werk sind. Mit welcher Lockerheit (und ohne überhastetes Tempo!) im Sanctus die Stimmen der Doppelfuge sich zum heiteren Gotteslob umrankten, war ebenso vorbildlich wie die monumental-düstere, aber vom souverän disponierenden Thielemann doch detailreich aufgefächerte Beschwörung des Jüngsten Gerichts.

Jonas Kaufmanns Befehlstöne

Unter den Solisten agierte Anita Rachvelishvili mit ihrem substanzreich schimmernden, homogenen Mezzosopran am eindrucksvollsten. Liudmyla Monastyrska stand ihr wegen minimal flattriger, nicht mühelos schwebender Pianokantilenen und magerer Tiefe um Nuancen nach. Im Ausdruck zog sie freilich durch innere Bewegtheit und noble Phrasierung mit schön eingebundenen, nie übertriebenen Portamenti fast gleich. Merkwürdig, dass Jonas Kaufmann gleich in seinen ersten Kyrie-Einsatz so viel Kraft investiert hat, als wollte er weniger um Erbarmen bitten als die himmlischen Heerscharen befehligen. Doch hatte er bis zum Ingemisco zu feinfühlig differenziertem Tenorpathos zurückgefunden. Gegen diese drei, die etwa im Quid sum miser zum beredt figurierten Bass des Fagotts ein fein nuanciertes Terzett bildeten, fiel Ildar Abdrazakov mit eher konventionell dröhnendem Bass etwas ab. Jubel nach andächtiger Stille.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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