Fono Forum, Juli 2015
Manuel Brug
 
Operette, Tournee ab 15. April 2015
Berlin, 18. Mai 2015
 
Das Leichte ist so schwer. Echt. Man konnte es eben wieder bei Jonas Kaufmann feststellen. Der Tenorissimo unserer Tage, beschlagen in allen Opernfächern, hat ja kürzlich mit seiner Operetten/Filmschlager-CD „Du bist die Welt für mich" bewiesen, dass er durchaus ein Händchen, eine Singhaltung und auch den Geschmacksnerv hat für diese Art von populärer Musik. Wenngleich man immer auch spürte, es ist ein vorsichtiges Tasten auf dünnem Repertoire-Eis — bei Wagner, Mozart, Puccini, Verdi fühlt er sich als Klassiksänger vertrauter.

Das war bei der CD-begleitenden Tournee auf der Berlin-Station wieder zu erleben. Die Philharmonie ist vollgefüllt mit vorwiegend reiferen weiblichen Jahrgängen, die Stimmung willig. Und trotzdem steht da irgendwie dieses altmodische Mikrophon vor dem Münchner Rundfunkorchester unter Jochen Rieder. Fast wie eine Mahnwache, die sagt: Hier ist alles etwas anders als sonst.

Was dann kommt, kühlt erst mal die Erwartungsfreude: „Freunde, das Leben ist lebenswert" wird noch tenorprächtig und akustisch geschmettert. Die folgenden sieben Vokalnummern aber sind mikrophoniert. Obwohl es sich teils auch um Operettenhits von Kälmän und Léhar handelt. Sicher, die wurden früher auch von Schlagersängern leise, ganz leise ins Mikro geknödelt und gehaucht, aber das ist eben eine sehr spezielle Kunst. Und die muss man beherrschen.

So hat das Konzert viel Schulbuben-Flair, aber es atmet immer wieder auch den Hauch des nur Semiprofessionellen. Was schade ist. Denn Jonas Kaufmann gibt sich Mühe. Und er singt sich frei. In der zweiten Hälfte beginnt er dann endlich, sein Mikro zu lieben, mit ihm sogar zu schmusen. Plötzlich hat die Stimme mehr Farben und Zwischentöne, wird die Richtung klar. Jetzt kann er sogar rumalbern, gewährt gern drei Zugaben, bis hin zum selbstironischen „Das Lied ist aus".








 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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