Jonas Kaufmann provozierte nach technischen Problemen beim ersten
Konzert seiner Deutschland-Tournee Saalschlachten in der Kölner
Philharmonie. Am Ende gaben sich die Fans aber versöhnlich und
bedachten den Tenor mit Ovationen.
Zwei Nummern lang
herrschte trügerischer Friede. Dann kamen die ersten Wortmeldungen
aus dem Publikum: Der Tenor möge bitte näher ans Mikro gehen. Andere
schlugen vor, das Orchester solle leiser spielen. Jonas Kaufmann,
der Strahlemann und Womanizer, ist solche Reaktionen vermutlich
nicht gewöhnt; entsprechend hilflos wirkte er. Die Technik nahm ihn
sofort aus der Schusslinie, hob die Stimme merklich an. Nach der
Pause versuchte der Sänger, die Misslichkeiten zu erklären;
daraufhin regte sich aber erst recht Unmut in den rückwärtigen
Blöcken, die vermutlich völlig im akustischen Abseits lagen. Das
wiederum provozierte die Fans auf der anderen Seite des Podiums.
Saalschlachten in der Kölner Philharmonie.
Nein, es ging
nicht gut los für Jonas Kaufmann auf der ersten Station seiner
Deutschland-Tournee. Die ist Operetten- und Tonfilmschlagern der
20er und 30er Jahre gewidmet. Da gibt es schwungvolle Hymnen wie
Lehárs „Freunde, das Leben ist lebenswert“, aber auch
Seidig-Subtiles wie Kálmáns „Grüß mir mein Wien“.
Mag sein,
dass Maestro Jochen Rieder und das eher robust begleitende Münchner
Rundfunkorchester keine große Hilfe waren. Tatsächlich fehlte es dem
zurzeit erfolgreichsten deutsche Tenor an Charme, an Feuer, auch an
jenem inneren Lächeln, aus dem Evergreens wie „Ein Lied geht um die
Welt“ nun einmal leben. Sehr viel besser lag Kaufmann das
chansonhafte Understatement in „Gern hab ich die Frau’n geküsst“.
Offenbar begriff Kaufmann erst im Laufe des Abends, dass solche
Nobel-Tingeleien ihre eigene Dynamik haben. Das Publikum jedenfalls
war irgendwann versöhnt, leistete am Ende Ovationen und wurde mit
drei Zugaben bedacht. Also alles noch mal gut gegangen.