Als Markenbotschafter eines bayrischen Motorenwerkes begann jetzt in
Kölns Philharmonie Jonas Kaufmann, international renommierter erster
deutscher Tenorstar aus München, seine Tournee leichter
Operettenkost durch die feinsten Konzertsäle Deutschlands. Doch
könnte diese herausragende Veranstaltung im Rahmen des
Operetten-Abos als glatter Fehlstart verbucht werden - wäre nicht im
Finale ein versöhnliches Geständnis des Edeltenors an sein Publikum
erklungen: "Dein ist mein ganzes Herz!"
Das Münchner
Rundfunkorchester und der Dirigent Jochen Rieder begannen sehr
ordentlich mit einer schmissigen Ouvertüre, mit klackernden
Kastagnetten und zischenden Zimbeln. Satte Blechsätze schürten die
hoffnungsfrohe Erwartung. Dann lief er auf, im kleinen Schwarzen,
elegant und lockig, gar kein Oldtimer, einfach fesch. Und Kaufmann
sang den ersten strahlenden Tenorhit: "Freunde, das Leben ist
lebenswert". Das klingt natürlich bei einer baritonal ausgerichteten
und an Verdi gewachsenen Stimme völlig anders als bei den einstigen
Popstars Tauber, Schmidt oder Kiepura.
Aber wir sind ja auch
in einem neuen Jahrhundert, die Zeit der Lieder aus der Traumfabrik
liegt rund 80 Jahre zurück. Und Kaufmann singt diese Schlager als
Sänger, als ein positiver Gegenentwurf zu Max Raabes Knödelstudien,
mit grandios warmen Farben und so viel Herz und Schmerz wie kein
anderer deutscher Tenor. Die Sache hatte nur einen Haken: Die Stimme
reichte nur wenige Meter ins Publikum, dann versank sie hinter einem
Teppich aus Musik, aus Harfenklängen, zarten Streichern und
näselnden Oboen.
Es kommt nur selten vor, dass sich das viel
geliebte Kölner Publikum im Konzert Gehör verschafft. Aber in diesem
Falle, auch in Anbetracht satter Eintrittspreise, schienen die
Zwischenrufe berechtigt: Lauter, wir hören nichts, macht das
Mikrofon lauter, so tönte es geballt von den Rängen. Sänger und
Dirigent verharrten kurz in Ratlosigkeit und Überraschung, dann ging
es weiter, mit Mikrofon.
Dieses, so Kaufmann nach der Pause
erklärend, sei eigentlich nur für die Filmmusiken vorgesehen, weil
leichtes Parlando und dichter Orchestersatz live nicht zu
kombinieren seien. Als nun die Chorempore ihren Protest anmeldete,
sie höre auch nichts, wurde die öffentliche Diskussion abgebrochen -
das Konzert mit Mikrofon fortgesetzt. Das Ungleichgewicht von Stimme
und Orchester wog indes so schwer, dass von einem Produktionsfehler
gesprochen werden darf. Das war allerdings nach dem Hit aus "Das
Land des Lächelns" vergessen: Stehende Ovationen und Begeisterung
nach der Herz-Massage, gütiges Lächeln.