Passauer Neue Presse, 30. März 2015
Michaela Schabel
 
Mascagni: Cavalleria rusticana, Leoncavallo: Pagliacci, Salzburg, 28. März 2015
 
Oper wie ein Blockbuster
Mitreißende Inszenierung von Mascagnis "Cavalleria rusticana" und Leoncavallos "Pagliacci" in Salzburg
 
Ein Mann wird von zwei Frauen geliebt, eine Frau von drei Männern. Das Ende ist in beiden Kurzopern gleich. Der gehörnte Ehemann ersticht den Liebhaber in Mascagnis „Cavalleria rusticana"und die Ehefrau noch davor in Leoncavallos „Pagliacci".

Beide Liebesgeschichten bestechen durch Leidenschaftlichkeit, optisch und musikalisch mit suggestiver Emotionalität bestens in Szene gesetzt. Regisseur Philipp Stölzl teilt die Bühne in sechs Spielfelder, gewinnt so unten eine italienische Kleinstadtszenerie in Cinemaskop-Format mit Don Camillo-Charme, darüber den Blick auf die graue Dachlandschaft beginnender Industrialisierung Dachstubenromantik und hinreißende Großaufnahmen im Stil Fellinis. Die Perspektiven verschieben sich von außen nach innen, unten nach oben. Raffiniert wirkt das Bühnengeschehen spannend wie Film, perfekt integriert der Chor, doch die Expression der Gefühle bringen die filmischen Großaufnahmen in ruhigen Einstellungen auf den Punkt. In den Blicken der Liebenden spiegelt sich die Intensität der Gefühle, die unter dem leidenschaftlichen Dirigat Thielemanns ständig zwischen Pianissimo und Fortissimo als mitreißende Spannungsfelder hörbar werden, in denen die Stimmen voller Poesie und Temperament in der SchwarzWeiß-Optik der Inszenierung erstrahlen.

Umgekehrt verwandelt sich „Pagliacci" durch nuancierte Farbgebung und Lichtatmosphäre von schriller Jahrmarktszenerie über surreale, bunt ausgeleuchtete Stummfilmoptik in eine derbe Commedia-dell-Arte, deren Spiel der realen Eifersucht ein Ende setzt. Wie das Jonas Kaufmann in der Doppelrolle als Liebhaber und gehörnter Ehemann in Szene setzt, ist durch sein italienisches Charisma faszinierend, sängerisch in emotionalen Wohlklang mitreißend. Zusammen mit Annalisa Stroppa als Lola präsentiert Salzburg ein neues Traumpaar, auch wenn ihr sängerischer Part sehr klein bleibt. Stimmlicher Glanzpunkt ist Lidumyla Monastryrska als eifersüchtige Santuzza Ihr durchglühter Mezzosopran mit lodernden Höhen, abgründigen Tiefen elektrifiziert, wogt magisch im Fortissimo des Orchesters, womit Thielemann der Naturgewalt Liebe Raum zu explosiven Eruptionen gibt. In bester stimmlicher Disposition und schauspielerischer Stummfilmpantomimik setzt Maria Agresta als Nedda groteske Akzente. Ihre Nedda ist vorwiegend ein Püppchen. Nur mit Alessio Arduini (Silvio) fallen die Hüllen als Symbole der Rollen in einem ergreifenden Liebesduett. In weiteren Rollen begeistern Ambrogio Maestri(Alfio), Tansel Akzeybek (Beppe), Dimitri Platanias (Tonio).


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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