RP online, 20. Dezember 2021
Von Regine Müller
 
Weihnachtskonzert, Düsseldorf, 18. Dezember 2021
Weiße Weihnacht mit Jonas Kaufmann
 
Das beste Konzert, um in Weihnachtsstimmung zu kommen: Jonas Kaufmann sang die Klassiker der Saison in der Düsseldorfer Tonhalle. Sehr charmant und mit Schmelz.
 
Weihnachten darf’s von allem ein bisschen mehr sein, denn es soll ja besonders schön, besonders besinnlich und besonders tröstend sein, gerade in diesen Pandemie-Zeiten. Also mehr Kerzen, mehr Gefühl, mehr Kalorien. „It’s Christmas!“ verspricht die Weihnachtstour des Star-Tenors Jonas Kaufmann, die nun auch in der Tonhalle Halt macht. Kaufmann ist ein Sonderfall seiner Zunft. Denn der im internationalen Opernzirkus gefeierte Heldentenor mit dem Bronze-Timbre spricht neben den Opernfans und Wagner-Maniacs auch ein ganz anderes Publikum an, das gerade nicht nach stählernen Spitzentönen und dramatischen Helden-Schicksalen giert. Sondern den charismatischen Sänger mit dem Dreitagebart-Charme nahbar und mit freundlichen Tönen erleben will.

So ist denn dieses Programm nichts für Stil-Puristen oder Kitsch-Verächter, aber es ist für jeden etwas dabei. Die mitreisende Deutsche Kammerphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der unauffälligen Stabführung von Jochen Rieder stimmt mit der Ouvertüre von Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ noch arg grobkörnig auf das Kommende ein, aber dann betritt Jonas Kaufmann im schwarz-goldenen Brokat-Sakko die Bühne und geht ziemlich nah heran an das Mikro, das ihm liedhaft-intime Töne erlauben wird, aber auch zu seltsamen akustischen Überlagerungseffekten seiner Live-Stimme mit den Verstärkungen führt. Dann braust Michael Praetorius‘ „In dulci jubilo“ in einem symphonisch aufgeblähten Arrangement auf, das Übles vermuten lässt, aber Kaufmann steht da wie ein Chorknabe und singt seinen Choral ganz flott und schlank. So geht es weiter mit traditionellen Weihnachtsliedern wie „Alle Jahre wieder“ oder „Kommet, ihr Hirten“, stets stehen seinen überwiegend schlicht vorgetragenen Liedzeilen ein fett-triefendes Orchesterarrangement und bedenklich überzuckerte Klänge gegenüber. Aber es ist ja Weihnachten. In der ersten Konzerthälfte verlässt Kaufmann die stimmliche Komfortzone erst bei John Francis Wades „Adeste fideles“, tritt dafür intuitiv zurück vom Mikro und schickt ein paar kernige Töne ins Tonhallenrund.

Nach der Pause dann musikalischer Szenenwechsel: Mit Ralph Vaughan Williams‘ „What child is this?“ beginnt der überwiegend englischsprachige zweite Teil, der Ausflüge in den Jazz und Evergreens wie „Jingle Bells“ und Irving Berlins „White Christmas“ bietet. Kaufmann beherrscht die Wechsel atmosphärisch souverän und entwickelt gerade bei den amerikanischen Schnulzen bemerkenswerten Schmelz und leise Zwischentöne. Am Schluss geht es nochmal zurück zur „Stillen Nacht“ und zu Adolphe Adams „Cantique de Noel“. Großer Jubel, fünf Zugaben, darunter „Still, still, still“ begleitet nur von der Solo-Harfe, ganz leise und schlicht.












 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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