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Die Presse, 23.8.2021 |
von Josef Schmitt |
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Puccini: Tosca, Schlossbergbühne Kasematten, Graz, ab 22. August 2021
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Salzburgs Bösewicht rettet Grazer Oper: Tézier ersetzte Terfel |
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Trotz beeinträchtigter Generalprobe konnte „Tosca“ auf der Grazer
Kasematten-Bühne stattfinden und im ORF gesendet werden.
Einen Tag
nach der Premiere bei den Salzburger Festspielen lag auch die Grazer
Musikwelt im „Tosca“-Fieber. In diesem bemerkenswerten Opern-Match
Graz-Salzburg hatte die Generalproben-Runde unentschieden geendet: Hier
sagte Anna Netrebko ab, da versagte, wie gestern berichtet, Bryn Terfel die
Stimme. Die Premieren-Konfrontation dürfte, glaubt man den keineswegs
euphorischen Salzburger Rezensionen, dann doch Graz gewonnen haben, wobei
die Tatsache, dass auf der Kasematten-Bühne eine konzertante Version geboten
wurde, nicht von Nachteil gewesen sein dürfte . . .
Die Begeisterung
des Publikums schien im Laufe des Abends auf die Protagonisten
überzuspringen: Knapp an einem Dacapo vorbei schrammte Kristine Opolais mit
ihrem „Gebet“. Jonas Kaufmann musste die „Sternenarie“ wiederholen.
„Tosca“-Pointe: Ludovic Tézier, der Scarpia der Salzburger Produktion, wurde
nach Terfels Ausstieg zum Retter und präsentierte auch in Graz seine
psychologische Gestaltung des Polizeichefs, der eine beängstigte Ruhe
ausstrahlt, während er vokal mühelos sowohl das Finale des ersten Aktes
dominiert und danach das permanente Wechselspiel von Eskalation und
Deeskalation im Dialog mit Tosca grandios modelliert.
Das Publikum
antwortete mit frenetischem Beifall. Wer nicht dabei war, kann sich seine
Meinung über die Puccini-Konkurrenz der beiden Landeshauptstädte bilden:
Beide Aufführungen wurden vom ORF aufgezeichnet, die Grazer „Tosca“ ist in
der Mediathek (nur in Österreich) abrufbar, die Salzburger Aufzeichnung wird
am 27. August gesendet.
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