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Wiener Zeitung, 21.05.2021 |
Marion Eigl |
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Liederabend Wien, Konzerthaus, 20. Mai 2021
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Jonas Kaufmann: Ein wohliges Lauten |
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Der Tenor gab einen Liederabend im Konzerthaus. |
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Ein Schlusston, gemacht für die Ewigkeit: Jonas Kaufmann ließ am Ende von
Franz Liszts Heine-Vertonung "Die Loreley" seine unverkennbare Stimme über
die Reihen im Großen Saal des Wiener Konzerthauses strömen.
Gerade
sind die Tore der Kulturinstitutionen aufgegangen, schon durfte sich das
treue Publikum auf den charmanten Tenor freuen. Dementsprechend
langanhaltend fiel der Auftrittsapplaus für Jonas Kaufmann und seinen
Pianisten Helmut Deutsch aus. Die beiden begannen den Abend mit Friedrich
Schillers Ballade "Die Bürgschaft", von Franz Schubert in Musik gesetzt.
Danach folgten Robert Schumanns "Fünf Lieder op. 40". Es mag am Entwöhntsein
liegen oder an den gar so hohen Erwartungen nach dem Staatsopern-"Parsifal"
mit Kaufmann in der Titelrolle: Gemüt und Ohr wären bereit gewesen für ein
höheres Maß an Emphase und Dramatik. Schillers außergewöhnlicher Text könnte
noch emotionaler und zwingender klingen. Auch Robert Schumanns "Der Soldat"
(nach Adelbert von Chamisso) ließe eine straffere Deutung zu. Natürlich ist
das Ganze eine Geschmacksfrage. Spürbar höher war der Intensitätsgrad bei
den präsentierten Liedern von Franz Liszt. Packend und mitreißend kamen
"Vergiftet sind meine Lieder" nach Heinrich Heine und "O lieb, solang du
lieben kannst" nach Ferdinand Freiligrath über die Rampe. Wunderschön gelang
"Ihr Glocken von Marling" auf ein Gedicht von Emil Kuh: Stimme und Klavier
zauberten hier Schlüsse voll konzentrierter Spannung und bemerkenswerter
Zentriertheit.
Helmut Deutsch eröffnete unterschiedliche Klangwelten
und füllte diese mit allerlei Farben. Letztendlich vier Zugaben als
großzügiges Geschenk, darunter eine magische "Mondnacht" von Robert
Schumann, die noch lange nachklingen wird.
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