Passauer Neue Presse, 19.11.2019
von Jesko Schulze-Reimpell
 
Korngold: Die tote Stadt, Bayerische Staatsoper, ab 18. November 2019
Erich Korngolds "Die tote Stadt" in der Oper München
 
Welche Macht sollen die Toten über die Lebenden haben? Um diese Frage ging es dem erst 23-jährigen Erich Wolfgang Korngold, als er 1920 seine erste und erfolgreichste Oper nach Georges Rodenbachs Roman "Bruges-la-Morte" schrieb, Brügge, die tote Stadt. Symbolismus, die Lehre Freuds, aber auch ein Europa, dass vom Tod von Millionen Weltkriegstoten gezeichnet war, sind das historische Umfeld, in dem diese Oper komponiert wurde. Dass dieses geniale Werk auch heute noch funktioniert, zeigen zahlreichen Inszenierungen der vergangenen Jahre.

Einen erheblichen Anteil an der Intensität, die diese Inszenierung vermittelt haben die Darsteller. Jonas Kaufmann als Paul und Marlis Petersen als Marietta gehören nicht nur den Opern-Superstars, weil sie fantastisch singen. Sie sind auch grandiose Darsteller – und das bei absolut kräftezehrenden Gesangspartien und einem spätromantischen Orchesterapparat, der alles an Klängen aufbietet von der Windmaschine bis zu den tiefen Glocken. So ist die Produktion der Bayerischen Staatsoper fast mehr noch ein Triumph der Musik als der Regie. Fantastisch, mit welcher Strahlkraft Petersen die Marietta singt. Aber das noch größere Ereignis ist Jonas Kaufmann, der für diese Partie wie geschaffen ist. Sein schwerer Tenor kann die unglaublichen Farben, die er entwickeln kann, voll entfalten. So gibt er der Rolle eine Vielzahl an Valenzen der Verzweiflung, der rauschhaften Freude, der Betroffenheit, der Irritation. Und ein Ereignis ist auch das Dirigat von Kirill Petrenko, der seit dieser Spielzeit auch Chef der Berliner Philharmoniker ist. Alle Vorstellungen sind bereits ausverkauft.





 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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