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NDR, 18.07.2018 |
Ulrike Henningsen |
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Konzert, 17. Juli 2018, Neumünster, Schleswig-Holstein Musik Festival
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Jonas Kaufmann beim SHMF: Wie ein Popkonzert |
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Der Tenor Jonas Kaufmann ist ein absoluter Publikumsliebling und er ist viel
unterwegs - auch im Sommer: "Parsifal" in München, mit einem Programm unter
dem Motto "Dolce Vita" auf der Waldbühne in Berlin und am Dienstagabend war
er im Rahmen des SHMF in Neumünster in der Holstenhalle. Reporterin Ulrike
Henningsen war vor Ort und hat sich das Konzert angeschaut. NDR Kultur hat
mit ihr darüber gesprochen.
Was gab es denn da zu hören?
Ulrike Henningsen: Im ersten Teil Arien aus französischen Opern, unter
anderem von Gounod, Bizet und Massenet, im zweiten Teil gab es dann Wagner.
Zwischen den Arien haben die Hamburger Symphoniker unter Jochen Rieder
Instrumentalstücke gespielt - hauptsächlich aus den jeweiligen Opern. Es
stellt sich natürlich grundsätzlich die Frage, ob man so eine
Aneinanderreihung von Stücken mag oder nicht - mir ist ehrlich gesagt eine
ganze Oper oder auch ein Liederabend lieber -, aber zu der Art der
Veranstaltung hat das Programm gepasst.
Wie ist es denn überhaupt, so
eine Veranstaltung mit klassischer Musik in den Holstenhallen zu erleben?
Die Halle eins ist ja riesig …
Henningsen: Ja, allerdings - die ist
wirklich riesig. Bevor es losging, hörte ich einen Mann zu seiner Frau
sagen: "Das ist hier ja wie im Popkonzert." Und genau so habe ich das auch
empfunden. Die Bühne sehr groß, beleuchtet von fast 30 großen Scheinwerfern,
neben der Bühne eine Leinwand. Darauf wurden während des Konzerts Bilder von
den spielenden Musikern gezeigt und man sah dort auch den Dirigenten Jochen
Rieder in Großaufnahme sowie eben den Star, auf den alles ausgerichtet war.
Und wie war der Star des Abends?
Henningsen: Jonas Kaufmann hat
zweifellos eine herausragende Stimme, eine enorme Bühnenpräsenz und eine
große Routine. Die Töne - auch in der Höhe - waren alle da. Die Arien waren
von der Stimmungslage her eher dunkel - kein Dolce Vita, keine heiteren
Klänge - er hatte er sich Stücke herausgesucht, in denen die Männer leiden,
sehnen und melancholisch sinnieren. Das hat man ihm abgenommen. Besonders
gelungen fand ich die weniger bekannte Arie des Éléazar aus der Oper "La
Juive" von Halevy. Da hat er auch viele Klangfarben zeigen können. Dennoch
gab es auch einige Momente und immer wieder Passagen, in denen die Stimme
doch etwas angestrengt gewirkt hat - irgendwie auch kein Wunder bei dem
Pensum, das der Mann hat - da hat die Stimme nicht ganz so frei geschwungen.
Das fand ich schade.
Wie kam denn die Veranstaltung beim Publikum an?
Henningsen: Überwiegend hat es den Leuten sehr gefallen. Viele Zuschauer
waren total begeistert, haben lange applaudiert, auch dem Orchester den
Hamburger Sinfonikern und ihrem Dirigenten Jochen Rieder, die ihre Sache gut
gemacht haben. Kaufmann und das Orchester haben drei Zugaben gegeben. Ein
paar kritische Stimmen waren am Ende auch dabei, aber insgesamt hat die
Veranstaltung funktioniert - das kann man schon sagen -, nur eben mehr wie
ein Popkonzert, wo man den Stars die große Bühne bereitet und die Fans
kommen, um sie abzufeiern.
Reporterin Ulrike Henningsen im Gespräch
mit NDR Kultur Moderator Jan Wiedemann. |
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