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Wiener Zeitung, 25.09.2018 |
Von Katharina Hirschmann |
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Liederabend, 24. September 2018, Wien, Konzerthaus
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Romantik auf Knopfdruck |
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Jonas Kaufmann begeisterte das Publikum im Konzerthaus routiniert. |
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"Vergiftet sind meine Lieder" beginnt Jonas Kaufmann mit Franz Liszts
Vertonung von Heinrich-Heine-Texten. Ein Lied, in dem sich die Verzweiflung
über eine enttäuschte Liebe in den dissonanten Harmonien prächtig
widerspiegelt. Verzweiflung, die Jonas Kaufmann sängerisch, rein technisch
gesehen, einwandfrei vermittelt.
Dem jeweils sehr unterschiedlichen
Charakter der Liszt Lieder passt sich Kaufmann wendig an. Zart und zunehmend
dringlich in "Ihr Glocken von Marling", wo er auch im Sanften den Tönen
Nachdruck verleihen kann. Oder in "Freudvoll und leidvoll", wo sich das
Timbre merklich fein zum vorhergegangenen Lied ändert: In der Nuance liegt
die Kraft.
Aber: So recht mag man es ihm nicht glauben, was er da
vorgibt zu empfinden. Auch hier liegt das Entscheidende im Detail. In
kleinen Bewegungen, etwa wenn die Hand in einer automatisierten Bewegung zum
"Umblättern" hinab zum Touchpad gleitet - auch mitten in den Liedern. Und
wenn der Blick nach vollendetem Gesang wartend und etwas starr in der Menge
ruht, bis auch die Klänge des Klaviers verklungen sind, merkt man dem großen
Jonas Kaufmann an, dass sich mittlerweile doch so etwas wie eine
professionelle Routine eingestellt hat. Quasi Romantik auf Knopfdruck.
Vielleicht ist es aber auch Anspannung. Denn während er in Mahlers
Rückert-Liedern, bei Hugo Wolfs "Liederstrauß" und Richard Strauss’ in jeder
Hinsicht schweren "Vier letzten Liedern" noch - zwar in technischer
Versiertheit - aber doch in derselben starren Körpersprache verweilt, ist er
bei den zahlreichen Zugaben endlich gelöst. Das hätte man gerne früher
gehabt. Ein jubelndes Publikum gab’s trotz alledem. Ganz ohne Gift.
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