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OÖ Nachrichten, 28. September 2018 |
Michael Wruss |
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Liederabend, 26. September 2018, Linz, Brucknerhaus
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Genialer Gesang nebst Störgeräuschen |
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Weltstar Jonas Kaufmann brillierte mit seinem Liederabend im Brucknerhaus. |
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Es ist eigenartig, wie sich ein Publikum selbst die Stimmung eines genial
erdachten Liederabends zerstören kann. Stellenweise konnte man am Mittwoch
im Brucknerhaus die Texte, die Weltstar Jonas Kaufmann mit zauberhaftem
Gesang zu transportieren versuchte, vor lauter Husten nicht verstehen. Was
ist nun schöner? Die Musik, oder das künstliche Hüsteln zwischen den
Liedern, das lautstarke Schnäuzen, das schier endlose
Zuckerlpapierauswickeln bis hin zum ungustiösen, rachenbefreienden Räuspern.
Wer glaubt, dass Künstler das auf der Bühne nicht mitbekommen, irrt.
Stimmliches Traumwandeln Man könnte einwenden, dass
Jonas Kaufmann nicht auf ein massentaugliches Publikum Rücksicht genommen
und kein Gute- Laune-Programm und italienische Schmachtfetzen zum Besten
gegeben hat, sondern dass er ein höchst intelligent zusammengestelltes, fein
und gefühlsbetont gegenübergestelltes und subtil von der überwiegend zarten
Klanglichkeit durchwirktes Liedrecital geboten hat.
Eines, bei dem er
höchste Konzentration walten ließ und stimmlich vielfach im gerade noch
machbaren Pianissimo traumwandelte und mit absolut beherrschtem Einsatz
seines Materials zart gebaute Phrasen ersann. Man mochte meinen, ins Nirvana
des Liedgesangs einzutauchen und wurde von der prustenden Realität jäh
herausgerissen.
So überirdisch jenseitig erlebt man Mahlers "Ich bin
der Welt abhanden gekommen" nur selten. Nicht oft lösen sich die letzten
Akkorde derartig im klanglichen Nichts auf, wie es der Großmeister der
Liedbegleitung, Helmut Deutsch, zelebrierte.
Der Dank – kollektive
Befreiung der offensichtlich dauerbelegten Atemwege. Da möchte man sich mit
Kopfhörern verkriechen und im stillen Kämmerlein der Musik andächtig
lauschen. Wäre da nicht Jonas Kaufmann, der nicht nur Mahlers Rückertlieder,
Richard Strauss’ "Vier letzte Lieder" und Hugo Wolfs "Liederstrauß" nach
Heinrich Heine, sondern auch eine geschickt zusammengestellte Auswahl an
Liedern von Franz Liszt auf unnachahmliche Weise interpretierte, den Text so
deutlich artikulierte, dass man das Programmheft geschlossen in die Tasche
stecken konnte und der mit seiner Aura emotional bewegte und berührte. Das
kann eine Sounddatei sicher nicht.
Nach Strauss’ "Im Abendrot" hat
man dann doch begriffen, dass an diesem Abend Außergewöhnliches geboten
wurde und hat dem Klangfarbenzauber versprühenden und immer akkurat auf den
Sänger reagierenden Helmut Deutsch und der großartigen stimmlichen Disziplin
und endlos versprühenden Leidenschaft Jonas Kaufmanns lautstark jubelnd
Rosen gestreut.
Fazit: Ein fulminanter Liederabend der leisen Töne
und eines nicht alltäglichen Programms, das von zwei Meistern ihres Faches
auf faszinierende Art und Weise interpretiert wurde.
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