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BZ, 14.7.2018 |
MATTHIAS LUKASCHEWITSCH |
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13. Juli 2018, Konzert "Dolce Vita", Berlin, Waldbühne,
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Jonas Kaufmann triumphiert in der Waldbühne |
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Die Waldbühne vom Regen durchweicht, der Tenor überragend. |
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Am Ende gelingt ihm der Triumph! Er reißt die Menschen aus den Sitzen. Den
knapp 20.000 Zuschauern in der Waldbühne stockte der Atem – aber dieser
italienische „Siegfried“ unter den Tenören (stammt aus München ist aber
bekennend italophil) legte sich „Nessun Dorma“ (Keiner schlafe!, 3, Akt aus
Puccinis „Turandot“) zurecht – breitete sich diese Jahrhundert-Arie mit dem
unsagbar hohen „hohem C“ aus und stieg auf diesen Gipfel!
Ein Triumph
und Befreiung für ihn – ein halbes Jahr musste er wegen Stimmproblemen
pausieren. Doch soviel steht fest, dieser charmant, schöne Sänger, er hat
sein stimmliches „Herz“ also nicht verloren! Das ist gewissermaßen dann auch
die schönste Nachricht an diesem Abend, den das Marketing aus Plattenfirma
und ZDF mit „Dolce Vita“ überschrieben hat. Aber wurde es eine
sternenfunkelnde, mediterrane Nacht am Freitagabend in der Waldbühne?
Ein zwiespältiger Eindruck blieb nach beinahe drei Stunden, in denen
Kaufmann zusammen mit dem wunderbar süffigen, aber nie in breitem
Italo-Schmelz absaufendem Rundfunk Sinfonie Orchester Berlin, den Zuschauern
das in hohem C gestrichene „Keiner schlafe“ in die Nacht rief! Gewiss: Es
gab magische Momente iwenn er etwa im „Torna a Suriento“ von Ernesto Curtius
aus dem getragenen Takt sich in die Höhe hebt und dem Aufwallen des
Orchesters die lockige Stirn bietet: dann ist Jonas Kaufmann auf der Höhe
seiner Kunst! Der bebend und glutäugig auf die Stimme vertraut, die ihn so
einzigartig macht. Immer noch. In der Gegenwart gibt es keinen besseren.
Allein was fehlt in dieser von Regen und Nässe ein wenig durchweichten
Arena, das war ein wenig italienische Lässigkeit! Ein wenig nölig, öliger
Schmelz, ein wenig Frechheit, auch Mut zur Brechung. „La Italissima“ halt.
Gerade auch in den beinahe zu nationalem Liedgut der Italiener kanonisierten
„Caruso“ – das von Anita Rachvelishvili geradezu zermalmt wird, ohne dass
sie etwas dafür kann. Denn ihre Tonlage, ihre Stimme ist viel zu groß dafür.
Schade. Und auch Großartig und Höhepunkt war das Arien- Duett „Tu qui
Santuzza“ mit Anita Rachvelishvili aus Tiflis, leider schon im ersten Teil.
Wo sich auch Kaufmann nach anfänglicher, merkbarer Anspannung und
Beklommenheit in „Cielo e Mar“ dann über die Arie des Turridu „“Mamma!
Mamma, quel vino è generoso“ die Sicherheit für diesen Abend ersingt.
In schönstem lyrischen Belcanto zerdehnt er die Vokale und lässt sie in
die Arena fliegen.Das ist die Breite, die Weite, die Wärme seines eher
baritonal geeichten Tenors, die auch italienisches Sentiment trägt. Und doch
hat er da, selbst bei „Mattinata“ kurz Berührungsängste, in den lyrischen,
stillen Momenten die Stimme zu balancieren, dass der Moment nicht kippt.
Aber er macht das meisterhaft, mit aller Routine und auch Handwerkskunst,
die ihm und seinem Talent zu eigen sind. Trotzdem: Mehr Momente mit der
wunderbaren georgischen Sopranistin Anita Rachvelishvili wären schön
gewesen…Di e beiden zuammen auf der Bühne in einer Puccin-Oper? Ein
Ereignis… aber nicht unbedingt, für die kleinen Momente…
Dann aber
noch „Volare“ als Rausschmeißer, die Menschen swingten mit.
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