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Online Merker, 14.7.2018 |
Ursula Wiegand |
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13. Juli 2018, Konzert "Dolce Vita", Berlin, Waldbühne,
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„DOLCE VITA“ – mit Jonas Kaufmann und Anita Rachvelishvili |
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Jonas Kaufmann in Topform besingt mit „DOLCE VITA“ die Liebe und das süße Leben |
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Jonas Kaufmann liebt nach eigenen Worten Italien in allen seinen Facetten.
Genau so singt er in der Waldbühne und macht den Abend zum Ereignis. Open
Air stellt aus technischen Gründen die Ohren nicht immer zufrieden, doch
diesmal ist alles ist gut ausgesteuert. So jedenfalls mein Eindruck in Block
C.
Insgesamt wird dieser Freitag, der 13. (!), zu einem Glückstag.
Der angekündigte Regen bleibt aus, und wir erleben eine Super-Performance
mit einem topfitten Jonas Kaufmann, der mit demRundfunk-Sinfonieorchester
Berlin (RSB) unter der Leitung von Jochen Rieder exzellente Musiker an
seiner Seite weiß. Schon die Ouvertüre zu Verdis „I vespri siciliani“ zeigt
deutlich, dass das RSB ebenfalls einen Nerv fürs Italienische hat.
Kaufmann besitzt den inzwischen sowieso und begeistert sogleich mit seiner
ersten Arie „Cielo e mar“ aus „La Gioconda“, um danach Anita Rachvelishvili
auf die Bühne zu bitten, von ihm schon vor Tagen als „Überraschungsgast“
angekündigt.
Der weltweit gefragten Mezzosopranistin, die von vor rd.
10 Jahren von Daniel Barenboim entdeckt wurde – und durch ihre
„Carmen“-Interpretation an der Met und den wichtigsten Bühnen Furore machte
– wird zurecht eine Stimme wie ein Vulkan bescheinigt. Dass ihr auch lyrisch
zarte Töne zur Verfügung stehen, erweist sich in der Romanze der Santuzza
„Voi lo sapete, o mamma“ aus Pietro Mascagnis Verismo-Oper „Cavalleria
rusticana“.
Kann ihr Jonas Kaufmann, der in hohen Lagen gerne zarte
Piani singt, mit gleicher Kraft begegnen? Der Test ist sogleich das Duett
der Santuzza mit dem ungetreuen Turrido. Da prallen Vorwürfe und Gegenrede
hart aufeinander, da helfen ihr auch keine Schmeicheleien, um den
Ex-Geliebten wiederzugewinnen.
Der – Kaufmann – wiegelt trotzig ab,
bleibt mit Power-Tenor hart, denn er liebt inzwischen eine andere. Großartig
dieses Gegen- und Miteinander zweier Stars. Dass beide die
Auseinandersetzung auch spielen, ist ein weiteres Plus. Diese „Szenen einer
Nichtehe“ verstehen nun auch diejenigen, die diese Oper nicht kennen. Der
Applaus ist heftig.
Danach wäre eigentlich schon Pause, doch dunkle
Wolken dräuen. Kaufmann schlägt vor, erstmal weiterzumachen und dann zu
pausieren, wenn es zu regnen beginnt. Jochen Rieder, total überrascht, muss
erstmal die Noten herbeiholen.
Wie schön, keine Unterbrechung als
Stimmungstöter! Und da offenbar sogar die Regenfront innehält, um Kaufmanns
großartigen Gesang zu genießen, gibt es per saldo gar keine Pause. Kaufmann,
der den größten Teil des Programms bestreitet singt per saldo voller Elan
etwa 2 ½ Stunden.
Leider geht es jetzt anstelle von Opernarien mit
leichterer Muse weiter. Kaufmann, nun im weißen T-Shirt (unterm Sakko) singt
italienische Canzonen, sprich populäre Chansons, wie sie auch auf Kaufmanns
CD „Dolce Vita“ versammelt sind. Er befindet sich damit allerdings in bester
Gesellschaft, hat doch auch Pavarotti solch volkstümliche Lieder gesungen.
Eigentlich ist seine schöne Stimme fast zu schade für solche
Leichtgewichte, doch er bietet alles mit soviel Charme und solcher
Tonschönheit und Delikatesse, dass alle davon mehr und mehr begeistert sind.
Natürlich spürt er, wie gut das ankommt und hört die Bravos. Bei
Leoncavallos „Mainata“ geht die Stimmung in die Höhe, um beim Reißer „Torna
a Surriento“ von Ernesto de Curtis noch weiter zu klettern.
Die sechs
(*) Zugaben gefallen offenkundig besonders. Die sind angenehm
unterschiedlich, und Kaufmann gestaltet sie alle wie kleine Preziosen. Das
junge Publikum unter den rd. 18.000 Menschen in der Waldbühne kreischt
schließlich vor Begeisterung. Kaufmann strahlt und wird immer mutiger. Wie
Raketen steigen die Spitzentöne in den Nachthimmel.
Den „Knaller“
bietet er zusammen mit Anita Rachvelishvili: „Volare, cantare oh oh oh“. Da
heben viele ab und singen (auch die Rezensentin) lustig mit. Arena di Verona
Feeling in der Berliner Waldbühne und brausender, lang anhaltender Beifall.
(* sieben)
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