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Kurier, 21.6.2016 |
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Mahler: Das Lied von der Erde, Wien, Musikverein, 21. Juni 2016
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Jonas Kaufmann: Ein vollendetes Experiment |
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Es ist von einem Experiment zu berichten, das weit über die riskante
Testphase hinaus reichte und schließlich selbst zu einem vollendeten
Kunstwerk wurde: Jonas Kaufmann sang im Musikverein erstmals alle Teile von
Gustav Mahlers "Lied von der Erde", also jene für Tenor und auch jene für
Bariton (bzw. Alt).
Bei den meisten würde man das als anmaßend
empfinden, bei Kaufmann ergibt das absolute Logik, weil dadurch sein
baritonales Timbre prachtvoll zur Geltung kommt, er aber in der Höhe auch
strahlen kann. Abgesehen vom enormen Kraftaufwand, den allein es schon zu
würdigen gelte, wurde das Konzert mit den von Jonathan Nott (anstelle des
erkrankten Daniele Gatti) angeführten Wiener Philharmonikern zu einem
musikalischen und sängerischen Ereignis. Schon das zweite (Bariton)-Lied
"Der Einsame im Herbst" sang Kaufmann so berührend, dass das p. t. Publikum
zwischendurch zart applaudierte. Mit wundervollen Kantilenen, exzellenter
Diktion und Intonation sowie exemplarischer Phrasierung machte sich Kaufmann
das große Ganze zu eigen.
Nott am Pult des farbenprächtig, dramatisch
und ebenso berührend aufspielenden Orchester war weit mehr als Begleiter:
ein sensibler Interpret. Das hatte er schon vor der Pause bei Beethovens
"Coriolan"-Ouvertüre und der Tondichtung "Tod von Verklärung" von Richard
Strauss bewiesen.
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