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Der Opernfreund, 7.4.16 |
Peter Bilsing |
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Puccini - Konzert in Essen, 6. April 2016
IM SIEBTEN PUCCINI HIMMEL
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mit Jonas Kaufmann & der Staatskapelle Weimar
Nachdem Jonas Kaufmann in diesem Jahr alle großen Termine indisponiert
abgesagt hatte, war die Freude beim Essener Publikum natürlich groß, daß der
Künstler jetzt wieder einigermaßen präsent war und mit den Hitparadennummern
aus Puccinis Werken das Publikum bezauberte. Daß er am Wochenende in der
Wiener Staatsoper den von seinen Fans lange erwarteten Cavaradossi singt,
sollte auch nach den erkennbaren Anstrengungen des gestrigen Konzerts
erwartet werden können. Sagen wir es gleich rundheraus:
Der
"Supertenor" gab zwar gestern alles für seine Fans, ist aber sicherlich noch
nicht wieder zu 100 Prozent der Alte; wenn man überhaupt erwarten darf. Nach
seinem letzten Brillierstück "Nessum dorma...", hätte es jeder verstanden,
daß er diesmal nicht noch drei Zugaben singt; aber Fans sind ja leider
unbarmherzig und verfügen über wenig Empathie, Wahrnehmung und
Einfühlungsvermögen.
Und:
Der sympathische Künstler ist ein zu
anständiger Kerl, um sein Publikum zugabenlos zu verlassen. Dabei hätten es
sicherlich nicht wenige Musikfreunde durchaus verstanden; immerhin sang er
keine sogenannten Kawenzmänner mehr, sondern mit zu Recht und gesund
gebremsten Schaum gab er als Extras: Giacomo Puccinis „Recondita armonia",
Licinio Refices „Ombra di nube“ und Ernesto di Curtis „Non ti scorda di me".
Ein schöner, leichter und glücklicher Ausklang.
Dennoch sollte man
sich Sorgen machen, daß er nicht ein ähnliches Schicksal, wie sein einstiger
ebenfalls großer Kollege Rolando Villazon erleidet. Zuviel des Guten - bei
Kaufmann muß man schon sagen zuviel des Sehr Guten! - kostet Substanz und
zehrt an der Stimme. Ein "weiter so" würde mich als erfahrenen langjährigen
Kritiker und Beobachter bedenklich und traurig stimmen...
Nichts
desto trotz war es ein wunderbarer Abend und mir gefielen die weniger
bekannten Szenarien aus "Le Villi" und "Edgar" eigentlich am besten; auch
brillierte die Staatskapelle Weimar, jenes urdeutsche Orchester mit großer
Tradition und Spielkultur (gegründet schon 1491) unter Jochen Rieder mit
einem rubatoreichen Puccini-Sound von hoher Qualität. Selten findet man in
solchen sogenannten "Starabenden" Orchester, zu denen man auch ohne Weltstar
gehen würde, weil sie einfach grandios aufspielen und eben keine
Lückenfüller sind. Daher geht mein großes "Bravi!" an dieses wunderbare
Orchester - nicht nur weil es aus meiner Heimat- und Geburtsstadt kommt
;-)). Das ist echte Orchesterkultur!
Den Weltstar in irgendeiner Form
kritisieren zu wollen, wäre bejammernswürdiges Kritikastertum. Nicht umsonst
gehört er zu den weltbesten und weltweit gefragtesten Tenören unserer Zeit.
Daß er darüber hinaus wirklich sagenhaft gut aussieht und auch glaubwürdig
und herrlich rüberkommt ist ein Glücksfall, wenn ich da so an andere Tenöre
denke - ein Frauentyp, den ich mir wäre ich Film-Regisseur durchaus in der
Rolle des neuen James Bond vorstellen könnte; ich glabe alle Bond-Girls
wären verzückt...
Man nimmt ihm einfach die Rollenidentifikation auch
ohne Kostüm und Inszenierung (wie einst bei der Callas) klaglos ab und
versinkt fasziniert in seine Interpretation und Hingabe. Jonas Kaufmanns
fabelhaft unprätentiöse Darbietung, wobei er jeden Funken an Emotion, die in
Puccinis herzergreifender Musik liegt, aufblitzen lässt, ist einmalig. So
etwas bereitet auch dem hartgesottensten Kritiker zuweilen feuchte Augen...
Ach wie himmlisch, traumverloren und schön kann doch dieser Puccini
sein, wenn er so ergriffen mit Herz und Schmerz gesungen wird. Ja, wir
sterben ergriffen mit ihm, ob als Cavaradossi oder Des Grieux. Und wenn er
vom "Blütenreich" Abschied nimmt dann ist das schon fast tränenreicher als
der Suizid der Butterfly neben ihrem kleinen Söhnchen -zumindest für viele
seiner weiblichen Fans.
Oh wie herzergreifend und berückend kann doch
Oper sein...
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