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Kleine Zeitung, 05.08.2015 |
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Beethoven: Fidelio, Salzburger Festspiele, 4. August 2015
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Premiere von "Fidelio" bei den Salzburger Festspielen |
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Frenetischer Jubel für die Wiener Philharmoniker unter Franz Welser-Möst und das Sängerensemble unter Jonas Kaufmann, ein Buhchor für die Regie von Claus Guth. So antagonistisch lässt sich die gestrige Premiere des heiß erwarteten "Fidelio" bei den Salzburger Festspielen zusammenfassen. Guths minimalistische Regie traf nicht den Nerv eines guten Teils des Publikums.
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Der deutsche Regisseur kondensiert Beethovens Befreiungsoper auf drei
statische Bühnenräume, die in seiner typischen Stilistik streng in Grau,
Schwarz und Weiß gehalten sind. Farblos ist die Inszenierung aber
keineswegs. Wie bei Stanley Kubricks "2001 - Odyssee im Weltraum" spielt
eine schwarze Stele die räumliche Hauptrolle, als Sinnbild für das fatale
Schicksal des Menschen.
Auch die anstelle der Rezitative gesetzten
Soundcollagen erinnern an György Ligetis "2001"-Soundtrack. Die
Entscheidung, auf die Dialogpassagen zu verzichten, erweist sich dabei als
goldrichtig, um dem Stück mehr Stringenz zu geben. Und durch Torsten
Ottersbergs Klangdesign bleiben die einzelnen Arien so isoliert für sich,
dass sie sich mit der Grundintention der Regie decken, die einzelnen Figuren
als verloren zu zeigen - im überdimensionierten Raum wie im Leben. Eine
Verbindung zwischen den Menschen ist hier nicht mehr möglich, ebenso wenig
wie zwischen den Arien.
Poetische Momente wie wandernde Schatten als
Dopplung der Hauptfiguren stehen dabei jedoch immer wieder einer schwachen
Personenführung gegenüber. Die Idee, Leonore mit einer Gebärdendolmetscherin
zu doppeln, überzeugt auch nicht. Das Schlussbild erscheint schließlich im
falschen Glanz eines überdimensionalen Kronleuchters, der den trügerischen
Optimismus symbolisiert. Und Florestan stirbt.
Trotz seiner Kühle und
dem eleganten Minimalismus gibt das Regiekonzept damit Startenor Jonas
Kaufmann die Bühne für veritables Sängertheater. Und was soll man zu dem
Auftritt des deutschen Startenors sagen? Der 46-Jährige spielt einfach in
einer eigenen Liga mit seiner Stimme, die er mit Interpretationskunst zu
vereinen weiß - was sich auch wieder beim Florestan, eine seiner
Paraderollen, erwies. Adrianne Pieczonkas Leonore fehlt in den dramatische
Momenten hingegen etwas die Durchschlagskraft, was sie in den lyrischen
Passagen wieder wettmachte.
In seinem Debüt bei den Salzburger
Festspielen stach der deutsche Bass Hans-Peter König hervor, dessen Timbre
sich sämig wie dunkles Karamell anlässt. Weniger überzeugend sang als
Marzelline Olga Bezsmertna, die sich mit den Tiefen müht und das Legato zur
Höhe gänzlich vermissen lässt. Tomasz Konieczny ist ein bisweilen
überprononcierender, aber grundsolider Don Pizarro.
Die eigentlichen
Stars des Abends waren allerdings die Wiener Philharmoniker unter Franz
Welser-Möst, der das Orchester zackig und glasklar durch die
Beethoven-Partitur führte. Hier ist nichts verschliffen, hingeschludert.
Nimmt Welser-Möst bereits in der Ouvertüre die Pausen nicht überbordend,
sondern mit Verve, brillierten die Philharmoniker vollends in der 3.
Leonoren-Ouvertüre, die der Konvention entsprechend als Zwischenspiel vor
dem Schlussbild eingesetzt wurde. Exzessive Tempi und Spielwitz vermischen
sich hier mit kühl-schimmerndem Glanz und immer wieder auch großer Zartheit.
Dramaturgisch wäre es ungeachtet der musikalischen Brillanz allerdings
konsequenter gewesen, auf dieses Zwischenspiel wegen der narrativen
Verdichtung zu verzichten.
"Das ist eine schwere Nuss", hatte Claus
Guth im Vorfeld gegenüber der APA seine langjährige Skepsis gegenüber einer
"Fidelio"-Inszenierung begründet. Geknackt hat er sie in den Augen vieler am
Dienstag nicht.
Wer sich persönlich ein Bild des Salzburger "Fidelio"
machen möchte und keine Karten mehr für die ausverkauften Vorstellungen
bekommen hat, für den sendet am 13. August ORF 2 die Inszenierung ab 20.15
Uhr. Und 3sat zeigt am 22. August ebenfalls ab 20.15 Uhr eine Aufzeichnung. |
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