BR Klassik, 13.10.2015
Von: Sylvia Schreiber / Online-Bearbeitung: Susanna Felix
 
Strauss: Ariadne auf Naxos, Bayerische Staatsoper München, Gastspiel, Paris, TCE, 12. Oktober 2015
Gastspiel mit Jonas Kaufmann in Paris
 
Gestern Abend gab die Bayerische Staatsoper ein Gastspiel im Théâtre des Champs-Élysées in Paris. Auf dem Programm stand Richard Strauss' Oper "Ariadne auf Naxos" - mit Generalmusikdirektor Kirill Petrenko und Startenor Jonas Kaufmann in der Rolle des Bacchus.
 
In Paris stand Generalmusikdirektor Kirill Petrenko am Pult. Die einzige Probe der konzertanten Fassung widmete Petrenko hauptsächlich dem langen Vorspiel. Darin wird die Handlung erklärt, und die Solisten treten nicht in ihren Rollen, sondern als Sänger auf. So auch Jonas Kaufmann. Es werden Stühle gerückt, Klangfarben neu gemischt und Positionen ausprobiert.

"Das macht jetzt vielleicht bei einer Probe mit Kirill Petrenko den Eindruck, als wäre noch vieles im Unklaren, weil er einfach ein Perfektionist ist. Und da wird halt auch an den kleinsten Details immer und immer wieder gefeilt und gearbeitet. Und wenn er glaubt noch Zeit zu haben, dann wird auch unterbrochen, um einen kleinsten winzigen Detailvorschlag noch vorzubringen."
Jonas Kaufmann, Tenor


Petrenko testet neue Akustik
Auf einem der rostfarbenen Samtsessel im Saal sitzt Oskana Lyniv, die Assistentin von Petrenko und selbst Dirigentin. Mit Luchsohren lauscht sie jedem Ton des Bayerischen Staatsorchesters. Hin und wieder dreht sich Petrenko abrupt und mit fragendem Blick zu ihr um.

"Ich beobachte genau, ob sein Konzept erklingt, ob alles, was ihm wichtig ist zu hören ist, bin sein Kopf und seine Ohren, aber im Saal."
Oskana Lyniv, Assistentin von Kirill Petrenko


Auch die Sänger, die für gewöhnlich über den Orchestergraben hinweg singen und in einer Oper nicht gemeinsam mit dem Orchester auf der Bühne stehen, fordert der ungewohnte Surround-Effekt heraus. Insgesamt 75 Leute und eine Lastwagenladung an Instrumenten sind bei der konzertanten Ariadne-Fassung beteiligt. Ganz sicher nicht zu viel Aufwand, findet Staatsopern-Indentant Nikolaus Bachler.

"Es ist vor allem wichtig, den Horizont zu erweitern - für unsere Leute, für unsere Künstler, für unser Haus. Insofern ist ein kurzes Gastspiel genauso wichtig wie ein dreiwöchiges nach Japan."
Nikolaus Bachler, Intendant der Bayerischen Staatsoper

Wie häufig bei Strauss-Besetzungen verlangt auch die "Ariadne" einige Extrawürste im Instrumentarium. Ein Flügel ist vor Ort, wie gewünscht auf 443 Hertz gestimmt. Weil das Stimmen von Harmonium und Celesta komplizierter ist, hat die Bayerische Staatsoper da ihre eigenen Instrumente gestimmt aus München mitgebracht.

Konflikt wie im wahren Leben
Den Konflikt in der Ariadne - wenn ernsthaftes Bestreben nach wahrer Kunst und der Wunsch nach unbeschwerter Unterhaltung aufeinander treffen, kennt Intendant Bachler aus dem Alltag. In seinem Beruf sei es ein permanentes Auf und Ab zwischen Glück und Verzweiflung, erklärt Bachler.

Das Glück findet die todtraurige Ariadne am Ende in der Liebe zu Bacchus, gesungen von Jonas Kaufmann. Einfühlsam harmoniert er mit Dirigent Petrenko, ihrer Kommunikation mit Blicken zuzusehen, macht Freude. Schelmisch, kokett, verführerisch und virtuos kichernd meistert Brenda Rae ihre Rolle der Zerbinetta. Mit tosendem Zwischenapplaus wurde sie für ihre zwitschernden Koloraturen belohnt.

Applaus für die Bayerische Staatsoper
Aus dem Häuschen ist am Ende nicht nur das Liebespaar, sondern auch das Publikum. Mit rhythmischem Klatschen feiern sie Amber Wagner als Ariadne, den Dirigenten des Abends, Krill Petrenko. Und das Bayerische Staatsorchester, das die Luft mitunter schwindelerregend flirren lässt und dann wieder übermütig aufspielt wie eine Tanzkapelle. Viel Applaus gab es auch für Jonas Kaufmann als Bacchus.


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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