OÖNachrichten, 07. Mai 2014
(kasch)
 
Konzerte mit dem Kammerorchester Wien-Berlin: Mahler, "Lieder eines fahrenden Gesellen", Brucknerhaus, Linz 5. Mai 2014
 
Eine "Verklärte Nacht" dank des Kammerorchesters Wien-Berlin
 
Tenor Jonas Kaufmann gestaltete mit Mahlers "Liedern eines fahrenden Gesellen" im Brucknerhaus einen Teil des Konzertes.
 
Seit Wochen ausverkauft war der Auftakt zum Frühlingsfestival im Linzer Brucknerhaus. Mit dem Kammerorchester Wien-Berlin, geleitet von Rainer Honeck, Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, war die Crème de la Crème aus Mitgliedern der Berliner und Wiener Philharmoniker zu erleben, Gast am Klavier: Nachwuchspianist Stefan Stroissnig. Anlass für viele, eine Karte zu erstehen, war vermutlich dennoch das Zugpferd des Abends: der deutsche Startenor Jonas Kaufmann, der mit Gustav Mahlers "Lieder eines fahrenden Gesellen" allerdings nur einen eher marginalen Teil des Abends gestaltete. Kennt man den Zyklus aus vier Liedern, weiß man das.

Möglicherweise enttäuscht waren aber nicht nur jene, die vor Bekanntwerden des Programms eine Karte um des Künstlers willen erstanden hatten. Dass ein von der Liebe Enttäuschter, wie jener fahrende Geselle in Mahlers Liedern, kein strahlender Held sein kann, ist klar. Doch auch der seelische Schmerz, der dem Leidenden wie ein "Messer in der Brust" sitzt, ging einem in der diesmal seltsam matten Darbietung nicht wirklich nahe. Auch nach den zwei Zugaben – "Zueignung" von Richard Strauss’ und "Träume" aus Wagners Wesendonck-Liedern – hielt sich der Beifallsorkan in Grenzen.

Eingebettet war Kaufmanns Auftritt in einen umso schwelgerischeren Konzertgenuss mit (spät)romantischen Werken: Mendelssohn-Bartholdys Streichersymphonie Nr. 10 öffnete dem Zuhörer mit dem elegischem Beginn sachte das Tor in eine andere Welt. In andere Sphären entschweben ließ einen auch Richard Strauss‘ durchsichtig zartes Sextett für Streicher aus der Oper Capriccio. Zum krönenden Ausklang im gefühlten Mondlicht wurde Arnold Schönbergs "Verklärte Nachte", die dem Weltschmerz von Mahlers fahrendem Gesellen das Glück zweier Liebender entgegenhält: das Geständnis einer Frau, ein Kind von einem anderen zu erwarten, tut der Liebe in Richard Dehmels Gedicht keinen Abbruch. Verklärt hat diesen Abend, vielleicht anders als erwartet, aber vor allem das wie aus einem Guss klingende Kammerorchester Wien-Berlin.










 
 
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