Der Neue Merker, 19.7.2014
Dietrich Großherr
 
Liederabend, München, Nationaltheater, 15. Juli 2014
 
JONAS KAUFMANN – Opernfestspiel-Liederabend
 
Jeder Veranstalter kann sich glücklich schätzen, wenn er den Münchner Kammersänger Jonas Kaufmann als ausführenden Künstler ankündigen kann! So auch bei dem Liederabend am 15. Juli im Rahmen der Münchner Opernfestpiele. Natürlich war das Nationaltheater komplett ausverkauft, die wartenden Kartensucher hatten keine Chance.

Zusammen mit seinem Begleiter am Klavier, Helmut Deutsch, bot Jonas Kaufmann ein außergewöhnliches Programm, das sogar eine Uraufführung ankündigte. Dieses Lied, “Schatten schaffen”, nach einer Dichtung von Christoph Klimke wurde im Auftrag der Bayerischen Staatsoper von Detlev Glanert vertont, einem zeitgenössischen Komponisten, der auch schon bei den Münchner Philharmonikern Beachtung fand. Kaufmann sang dieses Lied mit lyrischer Empfindsamkeit, ohne dass das Werk bei mir einen erinnerungswerten Eindruck hinterlassen hätte. Der anwesende Komponist konnte den Beifall der ausführenden Künstler, und auch den etwas zögerlichen Applaus von Seiten des Publikums entgegennehmen.

Zu Beginn hatte Jonas Kaufmann aus den Kerner-Liedern von Robert Schumann die etwas romantisch-tragischen Lieder, besonders im Zyklus “Dichterliebe”, gesungen, und konnte dabei seine lyrischen und im verinnerlichten Bereich im stimmlichen Bereich überzeugend ausdrücken. Im 2.Teil sang Kaufmann die fünf Wesendonck-Lieder von Richard

Wagner. Diese wurden bisher fast nur von Sängerinnen interpretiert. Jonas Kaufmann war einer der ersten Sänger, die diese Lieder in der männlichen Stimmlage vortrugen. Von diesen Kompositionen wusste Kaufmann in “Stehe still” und “Im Treibhaus” in seinem Gesang “von der unstillbaren Sehnsucht” bis zum furchtbaren Ausbruch des Bekenntnisses hoffnungsloser Liebe mit seinem leuchtkräftigen Tenor wunderbar empfindsam zu Gehör bringen. Bei den abschließenden Liedern von Franz Liszt hatte der Sänger auch die Möglichkeit, die dramatischen Fähigkeiten seiner Stimme voll zur Geltung zu bringen. Besonders in “Benedetto sia ‘l giorno” und in „Pace non trovo” glänzte er mit prachtvollen Spitzentönen.

Helmut Deutsch war nicht nur Begleiter am Klavier, sondern auch mit gestaltender Partner für seinen Sänger. Bei den vom begeisterten Publikum geforderten Zugaben waren besonders die Damen entzückt: “Gern hab ich die Frauen geküsst” und “Dein ist mein ganzes Herz” waren natürlich die Attraktionen! – Nach nicht enden wollenden Ovationen konnten sich beide Künstler glücklich verabschieden.













 
 
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