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Nordbayern.de, dpa |
Paul Winterer |
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Puccini: Manon Lescaut, Bayerische Staatsoper, München, 15. November 2014 |
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«Manon Lescaut» - Tiefschwarzes Nichts auf der Bühne
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MÜNCHEN - «Viva Puccini» - der begeisterte Ausruf eines Premierengastes in
das Verhallen des Schlussakkordes hinein hat es auf den Punkt gebracht: Die
Neuinszenierung von Giacomo Puccinis Oper «Manon Lescaut» an der Bayerischen
Staatsoper lohnt vor allem der Musik wegen den Besuch.
Das machte
das erfolgsverwöhnte Münchner Opernpublikum am Samstagabend im
Nationaltheater auch mehr als deutlich: Ovationen für die Sängerinnen und
Sänger, allen voran Kristine Opolais als Manon und Jonas Kaufmann in der
Rolle ihres Geliebten Des Grieux, Buhrufe für das Regieteam um Hans
Neuenfels.
Dass Regisseure für ihre Deutungen von Opernstoffen
ausgepfiffen werden, hat der Filmemacher und Theatermensch Neuenfels
mehrfach erlebt. Sein Bayreuther «Lohengrin» mit den inzwischen legendären
Laborratten auf der Bühne wurde im ersten Jahr gnadenlos niedergebuht,
danach erlangte er Kultstatus. Dass seine Münchner Sicht des Dramas um das
Luxusweib Manot und den ihr verfallenen mittellosen Studenten Des Grieux in
der Opernwelt einen ähnlich bleibenden Eindruck hinterlassen wird, erscheint
jedoch fraglich.
Daran ändert auch nichts, dass viele
Premierenbesucher Neuenfels für die spektakuläre Absage der russischen
Star-Sopranistin Anna Netrebko verantwortlich machten. Sie hatten sich so
auf das Traumpaar Netrebko und Kaufmann gefreut. Doch die Sängerin gab die
Titelpartie vor zwei Wochen überraschend ab, weil sie mit dem Regiekonzept
von Neuenfels nicht klarkam.
Da starrt der Zuschauer erst einmal in
ein tiefschwarzes Nichts - Bühnenbild Fehlanzeige. In dem Nichts tapsen
Studentinnen und Studenten als Teletubbies ohne Antenne, dafür mit roter
Perücke herum. Im zweiten Akt steckt Neuenfels die Gäste eines Festes im
Hause des alten Geronte, wo Manon sich langweilt, in violette
Bischofsgewänder. Die lüsternen Prälaten riechen an der Damenwäsche und
liebäugeln mit dem üppig herumliegenden Schmuck.
Einzig das
Bühnenbild im dritten Akt weckt Interesse mit einem stählernen Steg, der
durch ein großes Loch auf das imaginäre Schiff im Hafen führt, das Manon in
die Verbannung schickt. Im vierten Akt - er spielt in der Dürre Amerikas -
ist die Bühne wieder nur ein nach vorne offener schwarzer Kubus, von grellem
Neonlicht erhellt.
Vielleicht konnten sich die Stars des Abends
gerade in dieser Leere besonders gut entfalten. Kristine Opolais gelingt die
Zerrissenheit zwischen sinnlosem Luxus und leidenschaftlicher Liebe
eindrucksvoll. Sie steigert sich im dritten und vierten Akt stimmlich
gewaltig in ihre aussichtslose Lage, den Tod vor Augen. Wenn auch einer
Netrebko in der Strahlkraft der Stimme nicht ebenbürtig, ist sie jedenfalls
weit mehr als nur Einspringerin für den Weltstar.
Auch Jonas Kaufmann
ist wieder in Bestform. Sein Tenor strahlt in der Höhe und hat gleichzeitig
eine manchmal fast baritonale Färbung. Nur in der mezza voce lässt er
mitunter den metallischen Glanz vermissen. Auch Markus Eiche als Manons
Bruder Lescaut wusste zu überzeugen.
Am Ende des Abends gab es
stürmischen Applaus und Bravi nicht nur für Opolais und Kaufmann, sondern
auch für Alain Altinoglu. Er führte das Bayerische Staatsorchester am Pult
im Orchestergraben sowie Solisten und Chor (Einstudierung: Sören Eckhoff)
auf der Bühne sicher durch die Partitur.
Neuenfels und sein Team
(Bühne: Stefan Mayer, Kostüme: Andrea Schmidt-Futterer, Licht: Stefan
Bollinger) schienen indessen schon zu ahnen, dass sie für ihre Regie Protest
ernten würden. Fast schüchtern betraten sie die Bühne, ihre Mienen hellten
sich auch nicht auf, als zeitweise der Beifall die Oberhand über die Buhrufe
gewann. Und eine Armbewegung von Neuenfels wollte dem ratlos
zurückgelassenen Publikum vielleicht sagen: Ihr habt mich nicht verstanden,
ich kann es auch nicht ändern.
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