Der Neue Merker
Martin Robert BOTZ
 
Wagner: Parsifal, Wiener Staatsoper, 4. April 2013
 
WIEN/Staatsoper: PARSIFAL - 4. 4. 2013
 
 
WIEN/ Staatsoper: PARSIFAL – dritte Vorstellung der Serie – diesmal mit Jonas Kaufmann

Er sang – Jonas Kaufmann ist von seiner Erkrankung so weit genesen, dass er in der letzen Aufführung der laufenden Serie sein sehr erwartetes Debüt Parsifal geben konnte. Er hat keinen Heldentenor, sondern eine lyrische Stimme, aber er vermag mit einer klugen Disposition und mit einem verständigen Dirigenten, solche schwere Rollen gefahrlos zu singen, und zwar außerordentlich schön. Er drückt nicht auf die Stimme, er versucht nicht sie größer zu machen. Mit seinem Stimmvermögen gestaltet er ein ganz großes Erlebnis für die Zuhörer. Im ersten Akt hat der Parsifal ja kaum etwas zu singen. Im 2. Akt singt er in feinster, lyrischer Tongestaltung bis zum Ausruf „Amfortas! Die Wunde!“ Da gibt er so richtig Power.

Er hatte aber auch in Adam Fischer einen Dirigenten, der auf ihn einging und dennoch die Spannung stets halten konnte. Es ist ein gutes Zeichen, wenn einem ein so langer Abend kurz vorkommt. Das bedeutet, dass die Innenspannung stimmt. Dazu hatten die Philharmoniker eine tolle Abendverfassung.

Auch die restliche Sängerschar trug zum schönen Erlebnis bei. Kwangschul Youn ist derzeit einer der besten Sänger für den Gurnemanz. Er singt die sehr lange Rolle nicht nur ohne jegliche Ermüdungserscheinungen, er singt sie gleichsam „italienisch“ schön und immer wortverständlich. Man versteht ihn weit besser als viele deutschsprachige Sänger.

Tomasz Konieczny fiel mit seiner Stimme schon als Alberich auf. Inzwischen wurden seine Technik und sein Deutsch um vieles besser. Als Amfortas macht er einen ganz starken Eindruck, in der Art, wie er den gequälten, leidenden König sang und spielte. Vom ihm kann man noch viel erwarten.

Durch eine totale, hingebungsvolle Vehemenz und Hingabe reißt Evelyn Herlitzius mit der Kundry das Publikum mit. Ja, es ist von dieser Intensität in den Bann gezogen. Diese Wirkung ist so stark, dass es kaum auffällt, mit welch starkem Vibrato sie singt, und bei ihrer überzeugenden Gestaltung stört das auch niemand.

Was ein gut aufgestelltes Hausensemble wert ist, kann mit Wolfgang Bankl als Klingsor deutlich erleben. Der ungetreue Ritter ist für ihn eine Leibrolle geworden. Auch das zahlreiche weitere Personal der Knappen, Gralsritter und Blumenmädchen kann man lobend erwähnen.

Die Regie von Christine Mielitz aus dem Jahr 2004 riecht stark nach dem Mief der bereits 1989 untergegangen DDR. Was wohl die hässliche Ausstattung und die Lumpen-Kostüme für die Gralsritter gekostet haben mögen?

Das Publikum harrte nicht nur aus, es war regelrecht begeistert und spendete Ovationen, für die Hauptpersonen, den Dirigenten und das Orchester. Alle seine für einen bemerkenswerten Abend bedankt.











 
 
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