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Deutschlandfunk, 14.08.2013 |
Von Frieder Reininghaus |
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Verdi: Don Carlo, Salzburger Festspiele, August 2013 |
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Väter und Führer
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Giuseppe Verdis "Don Carlo" und Richard Wagners "Rienzi" in Salzburg
Salzburg beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Vätern und Söhnen.
Souveräne Sänger zeichnen beide Inszenierungen aus. Überragende Wiener
Philharmoniker kaschieren die hilflos bis klägliche szenische Dimension bei
"Don Carlo". Das Orchester bei Wagners "Rienzi" wirkt dagegen schwächer.
Das dramatische Gedicht "Don Karlos" von Friedrich Schiller kolportiert
den schauderhaften Sieg eines herrschenden, dabei herrschsüchtigen und
unbeherrschten Vaters über seinen Sohn und dessen besten Freund. (Was den
ödipalen Konflikt besonders würzt, ist der Umstand, dass der Vater aus
Gründen der Staatsraison dem noch infantilen Infanten Carlos die Verlobte
weg- und sich zur Frau nimmt.) ...(Rienzi)
..."Don Carlo" erschien
bei den Salzburger Festspielen in einer neu kompilierten 5-aktigen
italienischen Version – eng orientiert an dem, was Verdi ursprünglich
komponierte. Also kam auch der Fontainebleau-Akt zum Zuge und mit ihm der
ausführliche Blick auf die Landbevölkerung, die vom harten Winter und härter
noch von einem nicht enden wollen-den Krieg heimgesucht wurde. Diese
Introduktion ist konstitutiv auch für das Verständnis der Figur jener
französischen Prinzessin Elisabeth von Valois, die als Faustpfand des
Frie-dens zwischen Frankreich und Spanien mit dessen König Philipp II.
verheiratet wird und, obwohl bereits mit dem Infanten Carlos verlobt, diesem
Opfergang schweren Herzens zustimmt. Von daher motiviert sich der Konflikt
der jungen Frau zwischen zwei Männern und dem Umstand, dass sie auch als
Königsgattin das Bild des Kronprinzen in ihrer Schmuckschatulle aufbewahrt
(den "Beweis" ihrer angeblichen Untreue).
Zur intensiven Wirkung und
zum integralen musikalischen Gelingen trug vornan die Sän-ger-Crew bei, die
mit Jonas Kaufmann über einen geschmeidig lässigen Titelhelden verfügt.
Souverän raumfüllend erscheint die Stimme seiner ewig unerfüllten Liebe:
Anja Harteros als Elisabetta (hat seit ihren Anfängen am Niederrhein vor gut
zehn Jahren enorm zugelegt und singt die große schwere Königinnenpartie
großartig, bleibt dabei auch in stolzer Monarchinnenwürde eine
begehrenswerte jugendliche Liebhaberin – und) avanciert zur Königin der
Herzen. (Thomas Hampson, der bis in den Tod getreue Freund, gibt den Marquis
von Posa als einen höchst feinsinnigen Freigeist, dem der Liederabend im
kleinen Kreis mehr liegt als die staatspolitische Ansprache.) Matti
Salminen, der große alte finnische Bass, ist als beratungsresistenter
Philipp II. ebenso imposant wie als Ehemann bemitleidenswürdig, wenn er die
Crux des Alterns klagt und die Unfähigkeit, mit der schönen jungen Französin
übereinzukommen: "Sie hat mich nie geliebt".
Gemessen an den
musikalischen Vorzügen, die auch dank der Wiener Philharmoniker unter
Leitung von Antonio Pappano beschert wurden, blieb die szenische Dimension
hilflos bis kläglich: Peter Steins Arbeit wirkte wie versteinert. In den
günstigen Momenten am Anfang und Ende handelte es sich um unauffällige
optische Begleitung – im III. Akt um nebulös ausufernden Kitsch, der
geeignet erschien, die Opfer der Inquisition posthum zu verhöhnen. So nah
können Glück und Unglück beieinanderliegen.
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