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Süddeutsche Zeitung, 19.03.2012 |
REINHARD BREMBECK |
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Konzert, München, 15. März 2012 |
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Abschied vom Chauvinismus
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Dirigent Andris Nelsons und Tenor Jonas Kaufmann in München |
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Ausschnitt: "Jonas Kaufmanns Stimme klingt in den großen
Ausbrüchen, etwa in "Ruhe, meine Seele", stählern und baritonal dunkel. Das
abweisend Heldische liegt diesem Sänger unüberhörbar gut. In den
"Kindertotenliedern", von Friedrich Rückert nach dem Tod zweier seiner
Kinder getextet, nutzt Kaufmann das Phänomen, dass seine Stimme gerade in
den leisen Passagen eher brüchig daherkommt. Das korrespondiert
ausdrucksstark mit dem stets beherrscht ausbrechenden Schmerz dieser Stücke,
denen das dunkel verhangene Timbre des Sängers einen Schuss von
Untröstlichkeit verleiht. Wenn Kaufmann in die Höhe steigende Passagen voll
aufbrechender Hoffnung in einem hell gleißenden Falsettton singt, wird die
trügerische Illusion dieser Momente geradezu brutal ausgestellt." |
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