Abendzeitung, 30. Juli 2011
Autor: RBR
Konzert, München, Königsplatz, 29. Juli 2011
Gipfeltreffen der Klassikstars
 
Anna Netrebko, Erwin Schrott und Jonas Kaufmann erwärmen den Königsplatz
 
Mit der Russin kam die Kaltfront. Am Königsplatz war es nur ein paar Grad wärmer als bei Anna Netrebkos letztem Konzert im Juli 2009. Dunkle Wolken nördlich der Glyptothek kämpften gegen den Sonnenuntergang. Entschlossen, sich den Spaß nicht verderben zu lassen, köpften einige Besucher beim Auftritt der Prager Philharmonie einen Rosé-Sekt zum Aufwärmen.

Aber selbst wenn ein Schauer niedergegangen wäre: Bei der von Erwin Schrott mit augenzwinkerndem Charme und einer "Vogue" in der Hand gesungenen Register-Arie aus Mozarts "Don Giovanni" hätte man's glatt vergessen. Bei der Juwelen-Arie aus Gounods "Faust" kühlte die Stimmung ab: Die Stimme der Netrebko ist über dieses klingelnde Virtuosenstück hinaus. Dann bannte Jonas Kaufmann die 13 000 Zuhörer auf dem Platz mit gehauchten Tönen bei "Cielo e mar" aus Ponchiellis "La Gioconda". Im Duett aus Jules Massenets "Manon" wurde einem dann richtig warm: Auch ohne Inszenierung verstand jeder, wie Manon (Netrebko) mit weiblicher Koketterie den widerstrebenden Des Grieux von seiner geistlichen Sendung abhält. Dass die beiden Massenet und der Dirigent Marco Armiliato mit Mascagni verwechselten, störte auf dem Königsplatz kaum.

Vor dem Terzett aus "I lombardi" werkelte Kaufmann an einem Notenständer herum, worauf Netrebko scherzhaft eine Fliege erschlug. Mit diesem unbekannten Verdi erstieg das Gipfeltreffen der Klassikstars seinen ersten Achttausender. Die widerstreitenden Wetterfronten hatten sich beruhigt. Was will man mehr? Auch der Sound ist in den vorderen Reihen gut. Über den zweiten Teil des Konzerts mehr am Montag.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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