|
|
|
|
|
Saarbrücker Zeitung, 6. Juni 2011 |
Hans Bünte |
Mahler: Das Lied von der Erde, Saarbrücken, 3. Juni 2011
|
Reinste Wiederhörensfreude
|
Ein Abend großer Solisten: Jonas Kaufmann und Margarete Joswig in
Saarbrücken |
|
Für
Mahlers „Lied von der Erde“ – so überzeugend gesungen von Margarete Joswig
und Jonas Kaufmann – gab es den erwarteten Jubel. Dennoch war es
kein ungetrübter Konzertgenuss am Freitagabendim Saarbrücker E-Werk.
Saarbrücken. Man freute sich auf die Neubrandenburger Philharmonie. Ein
fleißiges Konzert- und Musiktheater-Ensemble, das für seine Jugendarbeit vom
Bundespräsidenten ausgezeichnet wurde. Woran lag es, dass die Musiker hier
nicht sehr engagiert wirkten, und dass bei der einleitenden „Nacht auf dem
Kahlen Berg“ von Mussorgskij, sonst ein Feuerwerk, eher eine
Energiesparbirne leuchtete? Erste Vermutung: der Saal. Das EWerk bleibt, was
es ist: eine Fabrikhalle. Optisch unerfreulich, akustisch ungenügend. Selbst
elektronische Verstärkung verfälschte hier nur den Klang. Das Orchester, das
wissen konnte, was von seinem Spiel im Saal ankam, war oft zu laut, und der
Dirigent Stephan Malzew nahm wenig Einfluss auf Klang und Zusammenspiel.
So auch bei Mozarts Klavierkonzert KV 414. Robert Leonardy, der in
letzter Zeit so viele Elogen als kreativer Festivalchef, charismatischer
Geldbeschaffer und charmanter Conférencier geerntet hat, wirkte an diesem
Abend als Pianist ungewohnt matt. Wen wundert’s? Zumal aus den Lautsprechern
ein elektronisch verschlimmbesserter Klavierklang kam. Freuen wir uns
einfach auf seinen nächsten Auftritt – „nach dem Festival“.
Dann stürmische Begrüßung zweier ehemaliger Solisten unseres Staatstheaters,
der unvergessenen Margarete Joswig und des zum Star avancierten Jonas
Kaufmann, für Mahlers „Lied von der Erde“, eine Sinfonie nach der
„Chinesischen Flöte“. Deren Geschichte so abenteuerlich ist wie die der
Seidenstraße: vor 1200 Jahren von Li-Tai-Po in aphoristischer Knappheit
verfasst, von einem Traumforscher (d’Hervey-Saint-Denys) ins Französische
übersetzt, von Hans Bethge auf Deutsch nachgedichtet, schließlich von Mahler
abermals übersetzt – in Musik.
Nach anfänglichem leichtem Forcieren
Kaufmanns, vielleicht eine Reaktion auf die Akustik der unbekannten Halle,
genoss man sein prachtvoll dunkel gefärbtes Timbre und seine fantasievolle
Wanderung durch Text und Musik, bis hin zum trotzigen „Lasst mich betrunken
sein!“ Margarete Joswig fielen die sensibleren Lieder zu, wo
„Herbstnebel wallen bläulich überm See“, wobei sie vor allem in den stillen
Partien überzeugte. Ergreifend der „Abschied“, „die Welt schläft ein…“.
„Werden sich die Menschen nicht danach umbringen?„ fragte Mahler besorgt.
Nein, hier jubelten sie. |
Foto: IRIS MAURER Bildunterschrift:
Prachtvoller Mann, prachtvolles Timbre: Star-Tenor Jonas Kaufmann beim
Konzert im Saarbrücker E-Werk. |
|
|
|
|
|