Kultura-Extra, 13. Oktober 2011
Andre Sokolowski
Liszt Konzert, Berlin, Philharmonie am 12. Oktober 2011 und Konzerthaus am 13. Oktober 2011
 
Liszt Konzert
 
 
Jonas Kaufmann hatte sich, auf Wunsch von Daniel Barenboim, für etwas Liszt begeistern können - und auch wir partizipierten von der (guten) Laune und erlebten ihn in einem schönen Liederabend und in einem fulminanten Sinfoniekonzert

Und hatte Jonas Kaufmann überhaupt schon mal mit Daniel Barenboim zusammen was gemacht? Hier in Berlin?? Ich glaube nicht. *

Jetzt war er dann gleich zwei mal bei ihm da.

Zum Einen sprang er für den kranken Thomas Quasthoff ein und übernahm, ganz abstrichslos, dessen Programm (s. u.) - zum Anderen trat er dann gestern mit der Staatskapelle und dem Staatsopernchor in der Philharmonie auf. Zwei Liszt-Abende; Daniel Barenboim spielte Klavier bzw. dirigierte...

Wann würde hier jemals wieder Liszts 13. Psalm zur Aufführung gelangen? Das ist ein ca. halbstündiges sakrales Werk in Großbesetzung. Barenboim hatte es, so vermuten wir, auch wegen Kaufmann rausgesucht. Und in der Tat: Das Stück hat einen sehr beträchtlichen Tenor-Anteil. Sehr rausch- und opernhaft...

Und auch Liszts sogenannte Faust-Sinfonie gehört nicht unbedingt zum abrufbaren Repertoire bei den Orchestern: Das verwundert, denn es ist ein hochgrandioses Werk. Der Komponist hat es, vermeintlich schlicht, dreisätzig angelegt; und dadurch dass die Sätze mit Faust - Gretchen - Mephistopheles getitelt sind, wird diese Sinfonie selbstredend zur Programmmusik. Der Hörer kann und soll und wird sich alles Mögliche aus Goethes Superschauspiel vorstellen - dabei vermeidet Liszt eine Veroperung des Textes; er versucht vielmehr aus den drei Charakteren der Faust-Hauptfiguren illustrierende (und nicht Begleit-) Musik zu machen... Dieser Wurf wirkt über alle Maßen "männlich" (1. Satz), betörend "rein & schön" (2. Satz), berechnend pfiffig (3. Satz); und Barenboim saugt hier - wie so wohl kaum in einem Live-Konzert mit ihm beobachtet - aus dem bereitwilligen Staatskapellen-Korpus "unerhört" Fantastisches heraus; und ob es diesen legendären Streichersound im Ganzen oder die an diesem Abend noch vorzüglicher als sonst spielende Bläsergruppe oder die zig Einzelsoli (Gretchen-Satz [die Wonne selbst!!!]) angeht - - - eindeutig feststellbar: Die Musiker fressen ihm aus der Hand; vielleicht auch ist es das, was diese exklusiv-besondre Liaison erklärt?

Tosender Beifall!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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