Süddeutsche Zeitung, 6. Juli 2011
Klaus Kalchschmid
Beethoven: Fidelio, Bayerische Staatsoper, 4. Juli 2011
Seelenstrip
 
Jonas Kaufmann und Anja Kampe glänzen in Bieitos 'Fidelio'
 

Er lacht und tanzt infernalisch in der Proszeniumsloge, schnipst Spielkarten in die Menge und schießt in Richtung Florestan. Traumatisiert durch Jahre der Gefangenschaft im lichtlosen Kerker und gerade knapp dem Mord durch Pizarro entgangen, bricht dieser vermeintlich tot zusammen und die Musik scheint stillzustehen. Leonore flüstert 'O Gott! Welch ein Augenblick!', bevor ihr Mann aus der Ohnmacht erwacht: 'O unaussprechlich süßes Glück!' Wie Jonas Kaufmann und Anja Kampe diesen Moment singen und spielen, fasst wie in einem Brennpunkt die Brisanz der nicht nur von der Kritik zu Unrecht heftig gescholtenen Inszenierung zusammen.

Auch dies ein grandioser Theater-Coup, den das Festspielpublikum allerdings schlimmer als bei der Premiere minutenlang mit spöttischem Beifall oder Zwischenrufen begleitete und so Kaufmann den unmittelbar folgenden Beginn seines Monologs nicht einfach machte. Doch der ließ sich nicht beirren und bot eine nicht zu überbietend intensive Vergegenwärtigung eines seelisch zugrunde gerichteten Mannes, der halluziniert.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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