Ad Hoc News, 29. Juni 2010
Puccini: Tosca, Bayerische Staatsoper, München, 28. Juni 2010
Durchwachsene Tosca-Premiere in München
 
Mit viel Jubel, aber auch einigen Buh-Rufen ist am Montagabend zum Auftakt der Münchner Opernfestspielen die neue «Tosca»-Inszenierung der Bayerischen Staatsoper aufgenommen worden. Eindeutiger Publikumsliebling in Giacomo Puccinis populärer Oper um Liebe, Macht und Verrat war einmal mehr Startenor Jonas Kaufmann, der die Rolle des revolutionär gesinnten Malers Mario Cavaradossi sehr charaktervoll zu Gehör brachte. Er wurde mit Ovationen und begeistertem Fußgetrampel gefeiert. Kaufmann wird in diesem Sommer erstmals bei den Bayreuther Festspielen als «Lohengrin» zu hören sein.

Durchwachsen war die Reaktion des Münchner Premierenpublikums auf die Leistung der finnischen Sopranistin Karita Mattila, die die Titelrolle der Sängerin Floria Tosca mit dramatischem Gestus, aber wenig stimmlicher Durchschlagskraft präsentierte. Überwiegend Jubel, aber auch hartnäckige Buhs wurden dem finnischen Bassbariton Juha Uusitalo für seine Interpretation der Rolle des finsteren Polizeichefs Scarpia zuteil. Auch Dirigent Fabio Luisi musste sich mit durchwachsenen Publikumsreaktionen zufrieden geben. Er hatte das Bayerische Staatsorchester und den Staatsopernchor farbenreich, aber zuweilen etwas robust durch Puccinis Partitur geführt.

Gleich drei Intendanten der weltweit bedeutendsten Opernhäuser hatten sich laut Gästeliste der Staatsoper zur Festspielpremiere eingefunden: Stéphane Lissner von der Mailänder Scala, Ion Holaender, der scheidende Intendant der Wiener Staatsoper, sowie Peter Gelb von der New Yorker Metropolitan Opera. Scala und MET sind Kooperationspartner der neuen Münchner Festspielproduktion.

Die «Tosca»-Inszenierung des Schweizer Regisseurs Luc Bondy war bereits im September 2009 an der MET gezeigt worden. Das Publikum, noch gewöhnt an eine naturalistisch-opulente «Tosca»-Interpretation von Regiealtmeister Franco Zefirelli, war mit Bondys Sichtweise nicht zufrieden und buhte das Regieteam aus. Das Münchner Premierenpublikum hatte an Bondys verhalten modernisierter und textgenauer Regie im Bühnenbild von Richard Peduzzi wenig auszusetzen. Etwas aus dem Rahmen fiel nur der Mittelakt im Palazzo Farnese, der Residenz Scarpias, dessen Interieur und Personal aus den zwanziger Jahren es 20. Jahrhunderts entlehnt zu sein schien.

Im Rahmen von «Oper für alle», den kostenlosen Open-Air-Darbietungen der Opernfestspiele, wird «Tosca» am 10. Juli live aus dem Nationaltheater auf eine Großleinwand auf dem Max-Joseph-Platz übertragen. Die Münchner Opernfestspiele 2010 dauern bis zum 31. Juli und präsentieren neben den drei Premieren elf weitere Opern des Repertoires, zwei Ballettabende sowie Konzerte und Liederabende.






 
 
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