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Münchner Abendzeitung, 1. September 2009 |
RBR |
Liedermatinée, Salzburg, 30. August 2009
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Männlich, sanft und echt
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Salzburger Festspiele: Jonas Kaufmanns
Liedermatinee im Haus für Mozart |
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Ehe er erschien, hörte man für einen Augenblick, wie er sich hinter der
Bühne einsang. Das Publikum applaudierte erheitert, und Jonas Kaufmann hatte
das Haus für Mozart bereits vor der ersten regulären Note erobert.
Der Münchner machte es dem Publikum nicht leicht, und das spricht spricht
für seine Seriosität. Vor der Pause gab es drei sperrige Petrarca- Lieder
von Liszt und Brittens Michelangelo-Sonette. In beiden Zyklen jauchzt das
lyrische Ich, um im nächsten Moment zu Tode betrübt zu sein: Kaufmann
meisterte diese schroffen Gegensätze mit einer Mischung aus fahler
Kopfstimme und Ausbrüchen männlicher Kraft. Der 40-Jährige singt im offenen
Hemd und verzichtet auf steifes Kunstgetue mancher seiner Kollegen, die
Lieder im Gehrock interpretieren, als sei ein neues Biedermeier angebrochen.
Die verhangene, herbe Stimme verleiht auch den Liedern von Richard Strauss
einen Hauch nervöser Modernität. Ihrer Gartenlauben-Lyrik gereicht das zum
Vorteil. Bei Kaufmann wirkte die Natürlichkeit der "Schlichten Weisen"
ungezwungen und echt. Beim sehr langsam genommenen "Morgen" klingelte zum
dritten Mal das gleiche Handy. Der Sänger und sein formidabler Begleiter
Helmut Deutsch hielten die Konzentration. Dann bat Kaufmann freundlich, vor
"Cäcilie" noch einmal alle Mobiltelefone zu überprüfen, ehe die betreffende
Dame betreten hinausrauschte.
Wenn sich der mittägliche Hunger beim Publikum nicht doch noch gemeldet
hätte, würde Kaufmann wohl noch immer Zugaben im Haus für Mozart geben. RBR |
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