Berliner Morgenpost, 22. Januar 2009
Von Klaus Geitel
Konzert Berlin, 19. Januar 2009
Jonas Kaufmann setzt vor allem auf tenorale Stimmkraft
Die Dreizehn ist bekanntlich eine Glückszahl. Prompt bestand das Konzert Jonas Kaufmanns, des Aufsteigers unter den Tenören, in der gut besuchten Philharmonie aus 13 Stücken, die allerdings Kaufmann beileibe nicht alle sang.
(Anmerkung: was hat er erwartet, dass die Orchesterstücke auch gesungen werden?)

Sieben von ihnen, einen wahren Ouvertüren-Reigen, überließ er der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Michael Güttler. Beinahe aber konnte man meinen, die Hauptarbeit an diesem Abend, die Handarbeit sozusagen, hätte das Publikum zu leisten gehabt. 26 Mal musste es zum Auftritts- und Dankbeifall der Künstler die Hände rühren. Es erwies sich als unermüdlicher Meister an ziemlich uniformer Klatschfreudigkeit. Es durfte überdies auch lauthals gejubelt werden, und diesen hingejubelten Eigenbau genossen sichtlich nicht nur die Künstler auf dem Podium, sondern auch das Publikum gleichermaßen.
(zählen ist nicht seine Stärke, es waren 7 Arien und 6 Orchesterstücke)

Natürlich wäre jedes Opernhaus froh, einen Tenor von Kaufmann-Kaliber unter Vertrag zu haben. Er singt sich inzwischen durch die gängige musikalische Weltliteratur. Er blättert sie auf mit der Stimme, und die kann sich durchaus hören lassen. Sie hat inzwischen die engeren Grenzen der puren Lyrik überschritten und tönt in die dramatischeren Gefilde hinein. Noch hält Kaufmann dem Publikumsliebling Puccini die Treue, drei seiner berühmtesten Arien standen auf dem Programm, aber er ist stimmlich auch längst in Bizets "Carmen" zu Haus, von Wagners "Lohengrin" ganz zu schweigen. Kaufmann singt wie ein junger Held und er sieht, was kein Nachteil ist, auch so aus.

Viele Nuancen besitzt sein Vortrag einstweilen nicht. Vielfarbigkeit und Gestaltungslust sind nicht seine Sache. Er zeigt Stimmkraft vor, tenorale Lautstärke, aber nur ein geringeres Quantum an stimmlicher Biegsamkeit. Es wird für ihn nicht ganz einfach sein, künstlerisch den Rang zu halten, in den man ihn per Schallplatte und reichlich Tournee-Werbung hinaufgepulvert hat. Er ist zweifellos der Held des Tages. Nur wie lang dieser Tag währen wird, über die herkömmlichen 24 Stunden hinaus, bleibt noch offen. Immerhin - jetzt schlägt ihm die große Stunde. Und - Glück auf! - Kaufmann weiß sie zu nutzen.






 
 
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