|
|
|
|
|
Sächsische Zeitung, 1. Dezember 2008 |
Heinrich Löbbers |
Adventskonzert, Dresden, 29. November 2008
|
Erst das Puder, dann die Musik
|
Wieder einmal sendete das ZDF
ein stimmungsvolles Adventskonzert aus der Dresdner Frauenkirche – mit
Starbesetzung. |
|
Der erste Applaus gilt der Dame, die den Geigern
in der ersten Reihe noch schnell das Gesicht pudert, bevor die Sächsische
Staatskapelle zur Ouvertüre zu Händels Feuerwerksmusik anhebt. Erst kommt
das Puder, dann die Musik. Kameramänner huschen durch die Reihen, das
Fernsehen fordert seinen Tribut. Seit acht Jahren, anfangs noch aus der
Baustelle, zeichnet das ZDF „Adventliche Festmusik in der Frauenkirche“ auf.
Der Sender hat damit nicht nur in Dresden eine schöne vorweihnachtliche
Tradition geschaffen, sondern bringt die wiedererstandene Barock-Pracht auch
regelmäßig wieder ins Bewusstsein der Nation.
Auch am Sonnabend traten unter der Leitung von Dirigent Christoph Eschenbach
neben Staatskapelle und Staatsopernchor in der ausverkauften, mit vielen
Kerzenleuchtern geschmückten Kirche wieder erstklassige Künstler auf,
allesamt aus der jungen Sänger-Generation. Die weltweit gefeierte lettische
Mezzosopranistin Elina Garanca faszinierte insbesondere mit dem gefühligen
„Panis Angelicus“ (Engelsbrot) von Cesar Franck. Ebenso beeindruckend die
regelmäßig an der Semperoper gastierende Sopranistin Anja Harteros mit dem
„Laudate Dominum“ aus Mozarts Messe in C-moll. Gemeinsam sangen die beiden
den Abendsegen aus Humperdincks „Hänsel und Gretel“. Der Tenor Jonas
Kaufmann, Star der jüngsten Saison, hatte sein Debüt in *** Dresden mit
Adolphe Adams „Cantique de Noel“. Zum Abschluss sangen alle Mitwirkenden
gemeinsam „Macht hoch die Tür“. Nun kann Weihnachten kommen.
Es war wieder mal eine durchaus ergreifende, gelungene Einstimmung auf den
Advent. Im Mittelpunkt dieses Mal verschiedene Varianten des Magnificat,
jenes Lobgesangs der Jungfrau Maria, nachdem ihr der Engel Gabriel die
Geburt Jesu angekündigt hat. Zahllose Komponisten haben dies vertont, am
Sonnabend erklangen Magnificate von Bach, Mozart und Schubert. Das Programm
bestand freilich im Wesentlichen aus populären Werken quer durch die Epochen
– aus dem Repertoire der Klassik für jedermann.
Genau das will diese adventliche Festmusik ja auch, ein Massenpublikum am
Bildschirm erreichen. Ein wenig gehetzt ging es freilich zu, das ZDF hatte
halt nur eine Stunde im gestrigen Sonntagsprogramm. Aber die immerhin zur
besten Sendezeit um 18 Uhr.
|
*** ist schon mindestens einmal vorher in Dresden
aufgetreten, am 2. Juni 2002 (Damnation de Faust) |
|
|
|
|
|
|
|
|