Hamburger Morgenpost, 01.03.2008
CHRISTOPH FORSTHOFF
Konzert, Hamburg, 28. Februar 2008
Der Star-Tenor sang nicht so gut, wie er aussieht
Die Laeiszhalle ausverkauft, ein gefälliges Potpourri-Programm - und dann gab's einen Haufen Buhs. Allerdings für Dirigent Matteo Beltrami: So ist das eben, wenn das begleitende Orchester allein unter dem Gesichtspunkt möglichst geringer Kosten verpflichtet wird. Manchem Besucher genügt ein Event-unerfahrener Jüngling am Taktstock samt drittklassigem Klangkörper wie der Nordwestdeutschen Philharmonie dann doch nicht.

Selbst wenn das Publikum eigentlich nur gekommen war, um selbst Teil des Hypes um Strahlemann Kaufmann zu sein. Brav machte der den ganzen Zirkus mit, der ihm eben jene Opern-Hits abverlangte, die der Bayer jüngst für seinen Chart-Stürmer "Romantic Arias" eingesungen hat. Und offenbarte, dass seine Stimme doch nicht die gern beschworene Pavarotti-Klasse hat: Piano singen kann der Lockenkopf schlicht nicht, gestalterisch schien der 39-Jährige unter Dauerdruck zu stehen und die gelungenen Höhen waren leider stets auch wahre Kraftakte. Doch da die PR-Maschinerie beste Arbeit geleistet und das Publikum bis zu 60 Euro bezahlt hatte, gab's Jubel, "Bravo"-Schreihälse und vier Zugaben. Und für eine weitere Tournee dürfte der Hype auch noch reichen.
persönliches Kommentar:
Es scheint als ob der Reporter dieses "einschlägigen Boulevardblattes" (Wikipedia über Boulevardzeitungen) entweder nicht dort war oder die meiste Zeit des Konzertes auf seinen Ohren gesessen hat. Ich war jedenfalls dort und ich war auch in München. Die Bravo-Rufe fingen schon nach der 2. Arie an und erreichten bereits zur Pause Spitzenpegel. Nach der 4. Zugabe ging der "tumultartige" Beifall mehr als 5 Minuten weiter. Insgesamt dauerte die 2. Hälfte ohne Auftrittspausen sogar mehr als 5 Minuten länger als in München. Überwältigt von den Beifallsstürmen ging Jonas Kaufmann im wahrsten Sinn des Wortes in die Knie. Er bedankte sich knieend für den Applaus, eine anrührende Geste. Ein Wunder, dass die Zeitungen das nicht auch noch als unlauteren Wettbewerb um die Gunst des Publikums auslegen, aber das Publikum hatte er zu dem Zeitpunkt schon längst erobert






 
 
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