|
|
|
|
|
Der neue Merker |
Jakobine Kempkens |
Beethoven: Missa Solemnis, München 27. Juli 2007
|
München, Bayerische Staatsoper, „FESTSPIEL-KONZERT“, 27.7.2007
|
|
Sehr unterschiedliche geistliche Musik stand auf
dem anspruchsvollen Programm: Die Uraufführung von „PSALMUS.MUSIK FÜR FAGOTT
UND ORCHESTER“ von WOLFGANG RIHM und Beethovens „MISSA SOLEMNIS“. Beide
Werke haben die persönliche Religiösität zum Thema, die Fragen des
Individuums an eine höhere Macht und sein Ringen mit Gott. Wolfgang Rihm
gestaltete sein Werk als einen Dialog zwischen dem Menschen (Fagott) und
seinem Gott (Orchester): Nach einem mächtigen Tutti-Aufschrei des Orchesters
erhebt sich klagend archaisch das Fagott, geht über in ein flehentliches,
einsames Wimmern und erhält Antwort, drohend, besänftigend, dann in zarter
Melodie tröstend, schließlich das Ende mit einem leisen fragenden
Fagottsolo: Der zweifelnde Mensch, beruhigt oder doch einsam zurück
bleibend? Großer Jubel nach den knapp 25 Minuten für den Komponisten, das
BAYERISCHE STAATSORCHESTER unter KENT NAGANO und den hervorragenden
Fagottisten PASCAL GALLOIS.
Nach der Pause dann Beethovens monumentale Messe, in der der aufgrund seiner
zunehmenden Taubheit vereinsamende Komponist mit seinem Gott spricht, dem er
im ekstatischen „Gloria“ zujubelt und dem er sich in kindlichem Vertrauen
anvertraut.
KENT NAGANO dirigierte das nicht eben sängerfreundliche Werk mit äußerster
Behutsamkeit, zwischen den einzelnen Messteilen immer wieder kleine
Besinnungspausen einlegend. So entstand im eher ungeistlichen Ambiente des
festlichen Nationaltheaters eine hoch konzentrierte Atmosphäre, bei der man
gespannt und gebannt lauschte. Der von ANDRES MASPERO einstudierte CHOR DER
BAYERISCHEN STAATSOPER glänzte einmal mehr durch präzise
Textverständlichkeit und homogene Stimmkultur. Das Solistenquartett klang
ebenso einheitlich und klangschön. Vor allem die Damen ANJA HARTEROS und
DANIELA SINDRAM ergänzten sich wunderbar in Strahlkraft und Geschmeidigkeit,
ohne dass ob der Fülle ihres Wohllauts die zu verkündende Botschaft an
Eindringlichkeit verlor. Die Herren taten sich etwas schwerer: CHRISTOF
FISCHESSER ist ein solider schwarzer, aber nicht sehr charakteristischer
Bass. JONAS KAUFMANN schien nicht seinen besten Abend zu haben, in weiten
Teilen klang sein Tenor ziemlich angestrengt, in der Höhe nicht frei,
sondern sehr kehlig.
Großer Jubel vor allem für Dirigent und Orchester beim Festspielpublikum. |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|