Münchner Abendzeitung, vom 30.07.2007
Robert Braunmüller
Beethoven: Missa Solemnis, München 27. Juli 2007
Beethoven für Warmduscher
Sanfte Ekstase: Kent Nagano dirigierte die »Missa solemnis« bei den Opernfestspielen
„Konzertmeisterin Yamei Yu mied den Rauschgoldengel-Kitsch und ertränkte das „Benedictus“- Violinsolo nicht im Vibrato. Da durfte man aufatmen und sich am guten, von Anja Harteros strahlend angeführten Solisten-Quartett aus Daniela Sindram, Jonas Kaufmann und Christof Fischesser erfreuen. Aber davor?

Es blieb unüberhörbar, dass sich Beethovens schwierige, in München selten gespielte Messe mit dem festspielgeplagten Staatsopernchor und -Orchester nicht einfach nebenher probieren lässt. Es wackelte mal weniger, in der abschließenden „Pacem“- Fuge auch mehr. Nagano setzte nach seinen bisherigen Beethoven-Annäherungen überraschenden kulinarischen Wohllaut, als sei der Geist Zubin Mehtas in ihn gefahren. Die herbe Modernität von Beethovens Fugen-Archaismus wirkten, wenigstens im Parkett, sehr gemildert, die ekstatischen Jubelschreie sanft und die heftigen Orchesterschläge im „Christe“ gewaltfrei. Ein wunderliches Konzept, Beethovens Ausdrucks-Radikalität herunterzudrehen, als sei die Messe ein nazarenischer Mendelssohn. Ein Dirigent vom Rang Kent Naganos sollte den penetranten Plastik- Klang einer elektronischen Orgel nicht dulden. Auch die vorangestellte Uraufführung von Wolfgang Rihms „Psalmus“ machte nicht recht glücklich.






 
 
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