Euronews, 28.1.2010
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Ein Tenor und seine Stimme
 
 
 
 
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“Der düsterste und leidenschaftlichste Don Jose seit Jahrzehnten” die Kritiker waren voll des Lobes für den deutschen Tenor Jonas Kaufmann nach seiner Glanzleistung als Don Jose in “Carmen” im Londoner Covent Garden.

Der Opernsänger hat lange gebraucht um seine natürliche Stimme zu finden aber die Arbeit hat sich gelohnt, denn wie er selbst sagt:

“Die Stimme ist für mich das schönste Instrument der Welt, es ist nichts dazwischen, sie kommt direkt aus deinem Körper, aus deinen Gefühlen hinaus in die Welt.”

Kaufmann hatte vor kurzem Premiere in der Titelrolle von Jules Massenets “Werther” an der Pariser Bastille-Oper. Wir haben ihn begleitet, bei den Proben mit dem französischen Maestro Michel Plasson.

Heute beherrscht Kaufmann seine Stimme bis hin zur Perfektion, das war nicht immer so. Zu Beginn seiner Karriere brachten ihn schlechte Ratschläge fast um sein Talent. Er erinnert sich:
“Nach meinem ersten Jahr und meinem ersten Vertrag verlor ich meine Stimme. Ich konnte nicht mehr singen, nicht einmal die leichtesten, einfachsten Sachen.”

Kaufmann hat den Alptraum eines jeden Sängers am eigenen Leib erlebt:
“Es ist furchteinflössend auf der Bühne zu stehen und zu merken, dass mit jedem Satz, den du singst, deine Stimme schwächer wird, und dass du binnen zehn Minuten nicht einmal mehr reden kannst.”

Kaufmann hatte in jungen Jahren Schwierigkeiten mit seiner Stimme und das lag nicht zuletzt an den Anforderungen, die an ihn gerichtet wurden:
“Von einem jungen deutschen Sänger werden ganz bestimmte Töne erwartet. Ich sang immer weniger weil mir alle sagten “oh, sei leise, ganz sanft, lass deine Stimme in Ruhe, mach nicht zuviel.” Und am Ende hatte ich gar keine Stimme mehr. Doch dann lernte ich einen Lehrer kennen, der mir sagte: “Mach einfach den Mund auf, lass es raus und sing mit deiner vollen Stimme.”

Kontrolle über seine Stimme zu haben, das ist das eine, aber die großen Opernsänger müssen auch in der Lage sein die Figuren zu verkörpern. Kaufmann ist ein Meister darin und greift bei seinem Gesang auf die eigenen Gefühle zurück:

“Ab einem gewissem Punkt erreichst du überwältigende Freude, großartiges Heldentum oder totale Zerstörung, und während du das für das Publikum tust, gehst du in dich und siehst deine Seele, und das kann einem einen Schrecken einjagen, denn es bedeutet, dass all diese Gefühle und Gedanken in dir sind.”

Doch wenn der Vorhang fällt ist der Spuk vorbei:
“Wenn ich die Bühne verlasse, kann ich das Gott sei Dank abschalten, und dann werde ich wieder Jonas Kaufmann.”






 
 
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