falstaff, Sonderausgabe
Text & Konzeption: Ilse Fischer
 
Willkommen in Salzburg, Jonas Kaufmann!
»Ich heiße den berühmten Opernsänger, Startenor und Weltbürger Jonas Kaufmann als neuen österreichischen Staatsbürger mit Hauptwohnsitz und Lebensmittelpunkt
in Salzburg herzlich willkommen«, sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer im Februar dieses Jahres bei der Verleihung der Einbürgerungsurkunde.

1969 in München geboren und aufgewachsen in einer musikaffinen Familie, studierte Jonas Kaufmann Gesang an der Hochschule für Musik und Theater in seiner Heimatstadt. Nach Engagements in Saarbrücken, Stuttgart, Frankfurt, Hamburg und Mailand ging er 2001 an die Oper in Zürich. Von dort aus begann seine internationale Karriere mit Auftritten in Opernhäusern von Chicago, Paris, London, Mailand, Berlin, Wien sowie bei den Festspielen in Salzburg und Bayreuth. Seit seinem Debüt an der Metropolitan Opera New York im Jahr 2006 gehört Jonas Kaufmann zu den ganz Großen der Klassik.

ÖSTERREICHER, KAMMERSÄNGER, SALZBURGER
Seine neue Heimat »umarmt« den Tenor gerade sehr: Am 2. Februar wurde ihm im Anschluss an eine Vorstellung der Britten-Oper »Peter Grimes« an der Wiener Staatsoper der Ehrentitel »Österreichischer Kammersänger « verliehen. Lange schon ist er Liebling nicht nur des heimischen Opernpublikums, nun ist er auch Österreicher, Kammersänger und, seit Kurzem, Salzburger.

Die Stadt an der Salzach ist der neue Lebensmittelpunkt von Christiane, Jonas und Valentin Kaufmann, und daher hat Falstaff ihn zu einem Spaziergang durch die Altstadt eingeladen. Wir haben die berühmten Kardinalschnitten bei »Schatz« gekostet, seiner Leidenschaft für Espresso nachgespürt, den neuen Gin bei Sporer probiert und zum Schluss dann noch den Salzburger Sommer »eingeläutet«. Aber alles der Reihe nach …

SALZBURG
49 Auftritte in 43 Opern, fünf Orchesterkonzerten und zwei Liederabenden auf den Bühnen der Salzburger Pfingst- und Sommerfestspiele sind die bisherige Bilanz des Weltstars in Salzburg. 2023 gibt es bei den Osterfestspielen mit der Titelrolle in Richard Wagners »Tannhäuser« eine großartige Fortsetzung. Beim sommerlichen Spaziergang durch die schöne Stadt erzählt Jonas Kaufmann, dass für ihn Salzburg der »logische Mittelpunkt« für das Leben der Familie sei. Nicht weit von München oder Wien, bestens geeignet für den jüngsten Sohn und natürlich auch für Christiane Lutz, seine Frau, die Opernregisseurin, die auch immer wieder am Salzburger Landestheater inszeniert.

WELTBÜRGER UND GENIESSER
Jonas Kaufmann ist schon lange musikalischer Botschafter des kulturellen Erbes unseres Landes, das er mit seiner Musik und seiner herausragenden Stimme in die Welt hinausträgt. Auf unserem Spaziergang aber durften wir die kulinarischen Vorlieben und ein weiteres großes »Talent« des Startenors entdecken. Einmal Star, immer Star? Das gilt jedenfalls für den sympathischen Sänger wohl mehr als für manch andere Menschen: Kaffeemachen, Kochen, Handwerken – der Startenor ist nicht nur auf der Bühne ein Perfektionist.

Die erste Genussstation in der Salzburger Altstadt war die »Konditorei Schatz« wo der Doyen der Salzburger Patisserie, Erich Winkler, nicht nur die Kardinalschnitten perfekt in Szene setzt. Seine Version der bekannten Mehlspeise ist ein Grund für Jonas Kaufmann, immer wieder hier zu genießen oder sie mit nach Hause zu nehmen. Sie ist ursprünglich eine Kreation der Wiener Konditorei L. Heiner und wurde anlässlich des Katholikentags 1933 erfunden, um an die Farben des Vatikans (Weiß und Gelb) und der Kardinalswürde (Rot) zu erinnern. Das Rot gibt es bei der »Schatz«-Variante nicht, denn Erich Winklers Schnitte hat keine Ribiselmarmeladenschicht. Aber wer braucht schon eine »Kardinalswürde«, wenn einer der berühmtesten Sänger der Welt die himmlische Süßspeise würdigt?

KAFFEELIEBE
Jonas Kaufmann hat noch eine kulinarische Liebe: italienischen »caffè«. Und Italien natürlich. Aber Liebe zu Kaffee ist eigentlich eine Untertreibung, denn das, was den Startenor mit Kaffee verbindet, ist viel, viel mehr. Er ist ein begnadeter Barista, ein Kenner, ein Perfektionist auch hier. Und wenn man ihm zuhört, wie er über Robusta und Arabica, über Wasserdruck, den Mahlgrad bei Kaffeebohnen, über den absoluten Geschmack und die ebensolche Zubereitung spricht, weiß man plötzlich ganz genau, warum er auch als Sänger ein solch Großer ist. Können, Perfektion und die Liebe zu dem, was man tut, sind ganz sicher das Geheimnis von allem, was den Sänger und Menschen Jonas Kaufmann ausmacht. Im »220Grad« im Museum Rupertinum im Festspielbezirk, wo die Kaffeekultur zu Hause ist, durften wir seine Passion für das Elixier Kaffee miterleben. Man könnte ihm stundenlang zuhören und zusehen, wenn er das Loblied auf 100 Prozent Robusta-Bohnen singt, mit kundiger Hand die komplizierten Hebel an der gewaltigen Maschine bewegt oder den perfekten Schaum für einen Cappuccino auf der Tasse inszeniert. Nur die Frage, ob er seine Frau auch mit einem köstlichen Kaffee gewinnen konnte, hat er lachend nicht beantwortet. Dafür wissen wir aber, dass er oft schon am Morgen sechs Espressi trinkt, zubereitet natürlich auf seiner perfekten Maschine daheim. Und dass seine Frau ein wenig »süchtig« nach seinen Kaffees ist, auch.

DOLCE VITA
Seine Liebe zu Italien ist (fast) genetisch und zeigt sich auch in seinen wunderbaren CDs mit italienischen Liedern, die Sommer und Dolce Vita mit seiner unvergleichlichen Stimme aufleben lassen. Er schwärmt von seinen ersten Ferien als Kind im »Land, wo die Zitronen blühen«, und davon, dass ihn diese Liebe nie mehr losgelassen hat. Es sei sein Land der Sehnsucht, erzählt er, und es passt zu ihm: Sonne, Meer, wundervolle Musik, köstliches Essen und perfekter Kaffee. »Ich summe immer, wenn ich in Italien bin, nicht nur Verdi und Puccini, sondern auch Lucio Dalla und alle Evergreens, die aus diesem Land kommen. Ich liebe diese Lieder.« Gerade hat er in einem der wohl schönsten Opernhäuser der Welt, dem Teatro di San Carlo in Neapel, die Rolle des Mario Cavaradossi in Puccinis »Tosca« gesungen, umjubelt, großartig. Die Mailänder Scala oder eben das Teatro di San Carlo gehören vielleicht auch deshalb zu seinen Lieblingsopernhäusern, weil sie in Italien sind.

ROM DES NORDENS
Und nun Salzburg als Lebensort. Das »Rom des Nordens« passt gut zu Jonas Kaufmann und an vielen Plätzen ist auch der Genuss daheim, den er so sehr mag. Gin zum Beispiel. Beim Sporer in der Getreidegasse führte ihn Falstaff zu einer neuen Gin-Kreation von Michael Sporer. Und auch hier war seine Kompetenz der »Motor der Lust« für Jonas Kaufmann, er fachsimpelte und kostete mit dem Hausherrn den neuen London Dry Gin Batch Nr. 01. Auf die Frage »Wein oder Bier?« sagt er lachend, dass er Rotwein liebe, aber feststellen muss, dass er am nächsten Tag nicht vernünftig singen könne, was wohl am Tannin läge. Also trinke er oft Bier, denn das bekäme seiner Stimme besser. »Zu Hause habe ich allerdings einen wohlbestückten Weinkeller und muss ›leider‹ immer wieder dafür sorgen, dass der Vorrat dezimiert wird«, erzählt er. Kaufmann, der Weltstar der Klassik, seit er 2006 in »La Traviata« an der New Yorker Metropolitan Opera debütierte, ist ein anspruchsvoller Künstler und Genießer. Hochgenuss, aber auch immer wieder einfache Genüsse wie eine deftige Brotzeit gehören zu seinem Leben. Zu diesem Leben gehört auch die Liebe zu seinen Kindern und zu Christiane, seiner Frau.

SOMMER IN SALZBURG
Im mediterranen, nach Kräutern duftenden Gastgarten der »Blauen Gans« treffen wir am Ende unseres Spaziergangs Christiane und den kleinen Sohn Valentin. Sie verrät uns, dass der Sommer für sie mit einem ersten Campari-Soda beginnen würde, der die Leichtigkeit des Seins und viele genussvolle Sonnentage einläuten würde. An diesem warmen frühen Abend zeigt sich Salzburg von seiner allerbesten Seite und die Gesprächsthemen über Essen, Weine, Espresso und das Dolce Vita gehen nicht aus…
















 
 
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