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Fono Forum, Oktober 2017 |
Johannes Schmitz |
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L'Opéra |
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Jonas
Kaufmanns Attraktivität in Erscheinung und Stimme ist
unbestritten. Wie lange er sich nun schon in einem weiten
Repertoire an der Weltspitze hält, ist beeindruckend. Kaufmanns
kernige Männlichkeit und seine gleichzeitige Fähigkeit, auch in
der Höhe die Stimme sanft und leise einzusetzen, machen ihn zu
einem Tenor, der vor keinem musikalischen Charakter Halt zu
machen zu braucht. Dass er nun ein ganzes Recital dem
französischen Repertoire widmet, könnte auch als ein Akt der
Bestätigung verstanden werden - auch das kann ich! -, wenn
Kaufmann nicht ein so kontrollierter und der Musik dienen
wollender Sänger wäre.
Das zeigt sich schon daran, dass
er auch die Evergreens des Repertoires (Blumenarie,
Perlenfischer-Duett mit Ludovic Tezier) in ihre Zusammenhänge
einbettet. Natürlich verbindet man über die Hörerfahrung andere
Stimmtypen mit einem Repertoire wie Werther oder Manon (hier im
Duett mit einer rollendienlich exaltierten Sonya Yoncheva). Und
auch wenn er etwa ein "Vainement, ma bien-aimée" aus „Le Roi
d'Ys" von Lalo mit zarter Höhe meistert, so ist sein Stimmklang
natürlich nicht der eines leichten Tenors, sondern der eines
baritonalen romanischen Helden, der mit gedecktem Klang das
Instrument und die Gefühle der Figuren im Griff hat. Vielleicht
sind es die Notwendigkeiten, um diesen starken Grundsound zu
produzieren, die Kaufmann davon abhalten, emotional noch
durchlässiger zu singen, in der Phrasierung noch mehr
pulsierenden Atem spüren zu lassen und sich seelisch noch mehr
zu öffnen, dem Hörer das Gefühl zu vermitteln, die Emotion reiße
ihn fort,
Wie dem auch sei: Er ist ein glaubwürdiger
Ritter der heiligen Gesangskunst, kultiviert und kraftvoll - und
das Bayerische Staatsorchester mit Bertrand de Billy eine
mitfühlende feine Gesellschaft.
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