In Bestform und in wahrer „Geberlaune“ präsentierte sich Jonas
Kaufmann bei seinem gestrigen jüngsten Wiener Konzert, das sein
neuestes CD-Album „Du bist die Welt für mich“ (erschienen bei SONY)
promoten helfen soll. Mit Operetten-Hits von Lehar bis Kalman sowie
mit Film-Titel von Robert Stolz bis Hans May („Ein Lied geht um die
Welt“) wandelt er auf den Spuren von Ian Kiepura, Richard Tauber und
Joseph Schmidt. Prunkte mit seiner vulkanartigen Super-Höhe ebenso
wie mit der Annäherung an die „kleine Welt“ des Chansons. Dirigent
der Tour ist der Deutsche Jochen Rieder, den Kaufmann vor Jahren in
Zürich schätzen lernte. Als Orchester sind auf der CD-Aufnahme das
Berliner Rundfunkorchester – beim gestrigen Konzert das Münchner
„Gegenstück“ – das Münchner Rundfunkorchester – zu hören.
Aber was soll‘s? Das Publikum wartete in erster Linie auf den „König
der Tenöre“, der statt Verdi oder Puccini diesmal viel Lehar und
viel Stolz lieferte. Nach einer walzerseligen Giuditta-Ouvertüre
begann Jonas Kaufmann gleich mit einem „Ohrwurm“. „Freunde; das
Leben ist lebenswert!“ aus der gleichnamigen Lehar-Operette. Die
Stimme sitzt, Jonas Kaufmann ist in Super-Form, das Publikum rast.
Weiter geht’s mit einer Referenz an Wien aus der Feder von Emmerich
Kalman (Gräfin Mariza): „Grüß mir mein Wien“, dann folgt Richard
Tauber als Filmkomponist (Der singende Traum 1934). Nach dem
Ballsirenen-Walzer aus der Lustigen Witwe kommt als Chanson „in
eigener Sache“ – die Arie aus Lehar’s Paganini. „Gern hab ich die
Frau‘n geküsst“. Vor der Pause dann noch ein weiterer Hit „Ein Lied
geht um die Welt“. In der Pause -Jubel, Trubel, Heiterkeit- und
Diskussionen, ob die Verwendung eines Mikrophons bei den
lied-ähnlichen Titeln nötig ist.
Nach der Pause steigt die
Begeisterung noch weiter an. Lehar ( Frasquita ) und Stolz (Im Traum
hast Du mir alles erlaubt) dominieren. Aber auch Mischa Spoliansky
(„Heute Nacht oder Nie“) und neuerlich Franz Lehar („Dein ist mein
ganzes Herz“ aus „Land des Lächelns“) heizen die Stimmung weiter an.
Bei den Zugaben räumen Ralph Benatzky („Es muss was wunderbares
sein“) und Wener Heymann („Irgendwo auf der Welt“) ganz besonders
ab. Und zuletzt beginnt Jonas Kaufmann mit der Wiederholung des
Eröffnungs-Titels „Freunde, das Leben..“ Aber mit dem Robert
Stolz-Titel „Frag nicht warum ich gehe, frag nicht warum ich weine“
schoss er wahrlich den Vogel ab. Singen als Therapie. In jeder
Hinsicht. Und das Publikum geriet endgültig in Extase – Standing
ovations, Blumen und unbeschreiblicher Jubel. Jonas Kaufmann tritt
in Wien zu selten auf!