Der Winter 2017 ist an der Bayerischen Staatsoper fest in der Hand
einiger der weltbesten Tenöre. Joseph Calleja war im November als
Cavaradossi in Tosca zu sehen, Pavol Breslik wird in Kürze an der
Neuproduktion von Puccinis „Il trittico“ mitwirken, Piotr Beczala
singt derzeit den Edgardo in „Lucia di Lammermoor“ und nicht zuletzt
lief Ende November eine Serie von „André Chenier“ mit Jonas
Kaufmann.
Damit nicht genug: Am 10.12. gab Jonas Kaufmann
zusammen mit dem Bayerischen Staatsorchester unter Bertrand de Billy
auch noch ein Sonderkonzert mit Arien und Orchesterstücken aus der
neuen CD „Ô Paradis“, die Sänger, Dirigent und Orchester zusammen
aufgenommen haben. Für Kaufmann-Fans war dieser Abend ein
vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.
Schon vor Beginn der
Vorstellung war dem festlich gekleideten Publikum die freudige
Spannung deutlich anzusehen. Und die Erwartungen wurden voll
erfüllt. Das klug und feinsinnig zusammengestellte Programm bot alle
Facetten der großen französischen Oper, von lyrischen Arien wie
„Elle ne croyait pas, dans sa candeur naive“ aus „Mignon“ von
Ambroise Thomas über bekannte Gassenhauer wie die Blumenarie aus
Georges Bizets „Carmen“, die Barcarole aus Offenbachs „Les Contes
d’Hoffmann“ oder die von Konzertmeister Davit Schultheiß wunderbar
gespielte Meditation aus „Thais“ von Jules Massenet bis hin zu
leidenschaftlichen Duetten wie dem von Carlos und Rodrigo aus „Don
Carlos“ von Giuseppe Verdi und „Toi!Vous!“ aus Massenets „Manon“.
Jonas Kaufmann präsentierte sich in sehr guter Form und zeigte mit
zart gesungenen Piani, kunstvollem Legato und kraftvollen Höhen sein
ganzes Können. Vor allem nach der Pause war er ganz bei sich und
berührte seine Fans mit emotional gestalteten Arien wie „Ah!
Lève-toi, soleil!“ aus „Roméo et Juliette“ von Charles Gounod oder
„Ô Souverain“ aus Massenets „Le Cid“.
Besondere Höhepunkte
waren die oben genannten Duette mit dem großartigen Ludovic Tézier
und der phänomenalen Ermonela Jaho. Vor allem Ermonela Jaho sorgte
mit einer leidenschaftlichen und berührenden Interpretation der
Manon für Gänsehautmomente.
Bertrand de Billy und das
Bayerische Staatsorchester waren den Sängern ebenbürtige Partner.
Ihr elegantes, duftiges, aber auch prachtvolles, auftrumpfendes
Spiel brachte alle Facetten der Grand Opéra zum Klingen. Das völlig
begeisterte Publikum erklatschte sich drei Zugaben, darunter das von
Jonas Kaufmann, Ermonela Jaho und Ludovic Tézier stimmungsvoll
gesungene Weihnachtslied „Minuit Chrétiens“ von Adolphe Adam.