Elf Minuten währte der einhellige Jubel für die Premieren von
„Cavalleria rusticana"und „Pagliacci". Einen Triumph feierte Tenor
Jonas Kaufmann mit zwei Rollendebüts.
Nicht draufgängerisch
schmetternd, sondern als innerlich reflektierenden Monolog intoniert
Jonas Kaufmann, mit dem Rücken zum Publikum sitzend, mit seinem
charakteristisch kehligen Piano die einleitende Siciliana des
Turiddu. Schon der ungewöhnliche Beginn von „Cavalleria
rusticana"verweist auf eine Kardinaltugend des umjubelten
Premierenabends der Salzburger Osterfestspiele: Christian
Thielemann, der Pietro Mascagnis Welterfolg erstmals dirigiert,
orientiert sich nicht an der Aufführungstradition, sondern an der
Partitur, deren dynamische Anweisungen er konsequent umsetzt. Weder
hier noch beiRuggero Leoncavallos „Pagliacci" überhitzt er die
veristischen Krassheiten. Mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden
ungemein sorgfältig musizierend, führt er seine Sänger zu
außergewöhnlicher Pianokultur. Fehlt es seiner Darstellung auch an
italienischem Brio, so zeichnet sie sich doch durch differenzierte
Klangstruktur und umsichtig gesteuerte Steigerungsbögen aus.
Stimmlich glänzend disponiert, feiert Startenor Jonas Kaufmann mit
seinen beiden höchst differenzierten Rollendebüts einen Triumph. Er
entdeckt in der Figur des leichtsinnigen Turiddu auch eine
melancholische Ader und gestaltet den Canio nicht bloß als
blindwütigen Berserker.
Liudmyla Monastyrska hat zunächst
Mühe, ihr Vibrato unter Kontrolle zu bekommen, bietet aber dann als
Santuzza in „Cavalleria rusticana" blühende vokale Sanftheit und
verzweifelte Dramatik. Fast zu weich für die Rolle des Alfio klingt
der Bariton von Ambrogio Maestri.
Im „Bajazzo" findet
Kaufmann mit Maria Agresta als Nedda, Alessio Arduini als Silvio und
Dimitri Platanias als Tonio ein stimmiges Ensemble vor.
Die
Breite des Großen Festspielhauses nützend, hat Philipp Stölzl eine
aus sechs Segmenten bestehende Simultanbühne entworfen, um mit
(quasi) filmischen Techniken Haupt- und Nebenhandlungen der beiden
Eifersuchtsmorde parallel zu erzählen. Obwohl nicht alle Details
seiner in die Zwanzigerjahre des vorigen Jahrhunderts verlegten
Inszenierung schlüssig wirken, fesseln doch seine
Schwarz-Weiß-Ästhetik für „Cavalleria rusticana" und die bunte Welt
für „Pagliacci".