Cilea's ADRIANA LECOUVREUR ist eine Heuloper so wie aus einem Guss,
man kann sich ihrem Soge nicht entziehen; und obwohl man, nach den
allerersten Übertiteln, schon vorausbegriffen hat, dass es in diesem
extraordinären Schmachtfetzen freilich um Liebe, Eifersucht und Tod
geht, lechzt man um so lustvoller nach Dem, was "zwischenhin" und
bis zum bittren Ende dann so Alles vor sich geht: Zwei Frauen
müssten sich - in diesem Rührstück - einen Mann zusammen teilen.
Geht natürlich nicht. Zumal der Auserwählte auch nur Eine von den
Beiden liebt. Die Andere, also die Übrigbleibende, verkraftet Dieses
selbstverständlich nicht und tut die Konkurrentin wegvergiften...
Angela Gheorghiu sang die Todgeweihte, Jonas Kaufmann ihren
Liebsten.
Alles fand auf offner Bühne statt, nur halt nicht
szenisch, sondern konzertant; auch gut. Wahrscheinlich braucht die
Schnulze wirklich keinen Regisseur - man kann sich auch beileibe
nicht so eine szenische Verkennung all der rührseligen Tatsachen von
einem oberklugen Inszenierungseinfaller vorstellen wollen; ja und
1:1 (also so wie unter dem Führer beispielsweise - hier an diesem
Platz, wo jetzt die Deutsche Oper steht, fand 1938 letztmals eine
Szenenfassung statt) - nein, Gott bewahre, aber Das dann bitte ganz
und gar nicht!!
Marco Armiliato (Dirigent) ließ fast
vergessen, dass es sich beim hauseignen Orchester um ein "deutsches"
handelte - aber die spiel'n ja ohnehin das Italienische fast immer
so, als wär'n sie aus dem Land wo die Zitronen blühen... Markus
Brück (als Michonnet) fiel uns noch auf; und zwischen ihm und ihr -
also dem Einen der zwei superteuren Hauptstars - schien es wolhl am
meisten hin und her zu knistern; die Gheorghiu, schon wenn sie zu
sehen ist, droht Einem den Verstand zu rauben. - Anna Smirnova (als
ihre Gegenspielerin) stand trotzdem kurz davor, sie stimmlich in das
Erdreich einzustampfen... Kaufmann: souverän und über alle Eitelkeit
hinaus erhaben!