Angela Gheorghiu in "Adriana Lecouvreur"
"Wheepie" haben sie im Hollywood der Dreißiger jene
Filme genannt, in denen vorzugsweise Bette Davis oder Joan Crawford in
Designerroben ihren Mann zu stehen und einem schweren Schicksal zu trotzen
hatten. Auf dass am Ende ganz viele, vor Rührung weinende Frauen aus dem
Kino taumelten.
Als Vorboten für eine ab November in London gezeigte,
dann nach Wien und sicherlich weiter reisende Neuproduktion, machten die
Tragödin Adriana und ihr Galan Moritz von Sachen jetzt konzertant an der
Deutschen Oper Berlin Station. Angela Gheorghiu und Jonas Kaufmann
sangen. Die Stars konnten die Rollen unter Live-Bedingungen testen, die
Deutsche Oper hatte eine Premiere mehr und das Publikum durfte zu den
Ergüssen dieses Vokaltraumpaars kontrolliert ausrasten: eine
Win-Win-Situation für alle. Bitte mehr davon!
Vor allem
gewonnen haben der Komponist Cilea, dessen kluger Unterhaltungsanspruch
eingelöst wurde, das Orchester der Deutschen Oper, das unter Marco Armiliato
einen seidenweichen Klangteppich ausrollte und das Hausensemble: allen voran
der legatofeine Markus Brück als verschmähter wie verzeihender Liebhaber
Michonnet und die altorgelnde, mezzoflammende Anna Smirnova als intrigante
Fürstin von Bouillon.
Doch auch die glamourösen Protagonisten
machten - nach etwas verhalten flachem Beginn - ihre Sache großartig.
Die zweimal Kleid, Schmuck und Frisur wechselnde Gheorghiu war das Innbild
einer eitel emotionalen Primadonna, nach der dieses Stück unbedingt
verlangt. Und Kaufmann ließ es dunkel leuchten und klar glitzern.
Schöner wurde in Berlin lange nicht operngeschluchzt.