Kurier, 10.8.2022
SUSANNE ZOBL
 
Liederabend, Salzburg, 7. August 2022
Ein wahrhaftiger Sänger, der die Kunst versteht, Text und Noten zu gestalten
Jonas Kaufmann im ausverkauften Festspielhaus in Salzburg
 
Ein dem Kunstlied gewidmetes Konzert im ausverkauften Großen Festspielhaus? Wie passt das zusammen? Das Lied verlangt Intimität, Nähe, einen kleinen Rahmen. Da braucht es ein starkes Scharnier, das diese beiden Welten verbindet, respektive einen Künstler wie Jonas Kaufmann.

Der erste Teil, ein „buntes Programm", wie er es selbst nannte, verleitete viele zum Klatschen nach den einzelnen Liedern. Das störte. Kaufmann aber, er weiß, mit seinem Publikum umzugehen. Den Einlass der Zuspätkommenden nützte er, aufzufordern, erst am Ende zu applaudieren.

Beethovens „Adelaide", Schuberts „Musensohn", Schumanns „Widmung" stellte er Liedern von Tschaikowsky, Grieg, Richard Strauss und Hugo Wolf gegenüber. Alexander Zemlinskys „Selige Stunde" leitete dann zu Gustav Mahlers „Ich bin der Welt abhanden gekommen" über. Welche Innigkeit!

Im zweiten, Franz Liszt gewidmeten Teil verwandelte sich Kaufmann zum Erzähler. Dass die Stimme zuweilen durch die Folgen von Long-Covid mitgenommen war, glich Kaufmann durch seine überwältigende Kunst zu gestalten und atemberaubende Pianissimi aus. Wie unschätzbar schön, wenn ein Sänger wirklich vermittelt, was im Text und den Noten steht. Helmut Deutsch, seit mehr als 30 Jahren sein Partner am Klavier, war ihm ein verlässlicher Begleiter. Stehende Ovationen, sechs Zugaben.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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