Der Standard, 21. Mai 2021
Miriam Damev
 
Liederabend Wien, Konzerthaus, 20. Mai 2021
Jonas Kaufmann und sein Fest der zarten Töne
 
Der Sänger war stimmlich bestens in Form und erwies sich als idealer Bürgschaft-Interpret

Gerade einmal 18 Jahre alt war Schubert, als er Schillers Ballade Die Bürgschaft vertonte. Die Geschichte über freundschaftliche Treue packte er in ein musikalisches Drama, in dem der Sänger den Erzähler gibt und in unterschiedliche Rollen schlüpft.

Jonas Kaufmann, der am Donnerstag im Konzerthaus mit dem Pianisten Helmut Deutsch einen Liederabend gab, stellte das 20-minütige Lied an den Beginn seines Programms, das neben Schuberts Ballade Lieder von Robert Schumann und Franz Liszt vereinte. Kaufmann, stimmlich bestens in Form, erwies sich als idealer Bürgschaft-Interpret: Er bewahrte sich jenes Maß an erzählerischer Distanz, das bei Schubert notwendig ist, und führte so mit seinem kongenialen Begleiter am Klavier durch die Höhen und Tiefen des Stücks – von den klangvollen Tiefen bis zum genialen Kaufmann-Falsett.

Beglückende Augenblicke

Überhaupt sorgten an diesem Abend gerade die leisen Töne für beglückende Augenblicke: der bittersüße Charme im Märzveilchen aus Schumanns Fünf Liedern op. 40 oder die zarte Lyrik im Muttertraum. Abgründig die Exekution eines Soldaten und die Verzweiflung des Spielmanns, der bei der Hochzeit der Geliebten zum Tanz aufspielen muss.

Die Lieder von Franz Liszt schließlich waren der eigentliche Höhepunkt des Abends. Die anfängliche Spannung war verflogen, und Kaufmann begab sich lustvoll durch das Liszt’sche Universum zwischen zarter Verklärung und feurigen Csardasklängen. Zugaben und stehende Ovationen.






 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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