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Kurier,
1. Oktober 2020 |
Von Susanne Zobl |
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Liederabend, Wiener Staatsoper, 29. September 2020
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Jonas Kaufmann als faszinierender Gestalter
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Egal, ob Oper oder Liedgesang: Jonas Kaufmann ist in beiden Metiers stets
eine Klasse für sich
Stehende Ovationen nach 20 Minuten Zugaben:
Jonas Kaufmann begeistert als Liedsänger an der Wiener Staatsoper
Was
Jonas Kaufmann in diesen Tagen an der Wiener Staatsoper leistet, verdient
Hochachtung. In Verdis fünfaktiger, französischer Fassung von „Don Carlos“
singt er die Titelpartie. Dazwischen übernahm er von Agnes Baltsa den
Liederabend, da sie aufgrund der Reisebeschränkungen nicht kommen konnte.
Mit dem Pianisten Helmut Deutsch hatte er das Programm seines Albums „Selige
Stunde“ (Sony) mit Liedern von Johannes Brahms bis Alexander Zemlinsky
adaptiert. Schon zu Beginn, bei Schuberts „Musensohn“, war jede Diskussion
darüber, ob ein Opernsänger die ideale Besetzung für das deutsche Kunstlied
sein kann, obsolet.
Kaufmann sang ganz natürlich. Da spielte kein
Star-Tenor seine hohen Qualitäten aus, da war ein echter Künstler, ein
faszinierender Gestalter am Werk, der das Klangspektrum seiner Stimme
nützte. Wenn sich die Kraft seines Tenors doch Bahn brach, dann fügte sich
das ins Ganze.
Virtuos wandelte er zwischen den Welten von Mozart
(„Mailied“ und „Veilchen“) und Mahler („Ich bin der Welt abhanden
gekommen“). Geschmeidig changierte er zwischen Frohsinn und Melancholie. Das
war vollkommener Kunstgesang. Zartfühlend ließ er das „Wiegenlied“ von
Brahms hören und führte auf den „Flügeln des Gesanges“ in
Mendelssohn-Bartholdys märchenhafte Welt.
Bravourös meisterte er die
Wechsel zwischen den Epochen und Stilen, zwischen Brahms, Hugo Wolf und
Zemlinsky. Bei Strauss war er ganz in seinem Element. Helmut Deutsch, mit
dem er seit 30 Jahren zusammenarbeitet, war ihm ein kongenialer Partner, der
am Klavier ein veritables Klangfarbenspiel inszenierte. Stehende Ovationen
nach 20 Minuten Zugaben.
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