Musik Heute, 18. November 2019
Von Martina Kausch
 
Korngold: Die tote Stadt, Bayerische Staatsoper, ab 18. November 2019
Einfach Bravo: "Die tote Stadt" an Bayerischer Staatsoper
 
München (MH) – Ovationen für einen großen Abend: Mit Begeisterung hat das Publikum in der Bayerischen Staatsoper am Montagabend die Neuproduktion von Erich Wolfgang Korngolds "Die tote Stadt" aufgenommen.

Dank Simon Stones durchdachter musikbezogener Regie mit psychologischer Durchdringung, einer Meisterleistung an Raffinesse, technischer Sicherheit und Musikalität in Kirill Petrenkos Bayerischem Staatsorchester und einem einheitlichen Sängerensemble muss diese Produktion ein Renner des Hauses werden.

Mit Spannung erwartete man das Rollendebüt von Jonas Kaufmann als Paul. Die Rolle liegt ihm besser als der Otello, trotz aller mächtigen Ausbrüche ist sie weniger martialisch. Schauspielerisch liefert Kaufmann eine selten intensive Leistung. Den Vorwurf, er bliebe in vielen Rollen doch eindimensional "derselbe", kann er hier über weiteste Strecken entkräften – sicherlich begünstigt durch die zuverlässige Personenregie und eine brillant aufspielende Marlis Petersen als Marietta. Sie treibt die Borderline-Persönlichkeit Pauls munter zum Abgrund, und trotzdem gehören die lyrischen Duette der beiden zu den berührendsten Momenten des Abends. Welch ein Spektrum menschlicher Dimensionen hier auf die Bühne stürmt!

Überzeugend das Bühnenbild von Ralph Myers, verschachtelte Zimmer, die dank Drehbühne zusätzlich Pauls psychischen Rasierklingentanz zwischen Trauer um seine Marie und Wahnverwechslung mit Marietta und zunehmenden Orientierungsverlust verdeutlichen. Auch die "Nebenrollen" waren glänzend besetzt: Andrzej Filonczyk als Frank/Fritz, Jennifer Johnston als Brigitta, Mirjam Mesak als Juliette, Coronna Scheurle als Lucienne, Manuel Günther als Gaston/Victorin und Dean Power als Graf.

Kirill Petrenko hatte sich "Die tote Stadt" auf "seine" Münchner Staatsopernbühne und vor allem wohl für "sein" Orchester gewünscht und führte die Musiker zu fast magischer Differenziertheit und Ekstase. Angesichts der Schwierigkeit der Partitur und der Länge der Rollen der Protagonisten einfach ein Riesending.

Ein bisschen üben muss hier nur noch der Vorhangbediener.


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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