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Kultur in München, 26. Januar 2019 |
Ludwig Stadler |
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Beethoven: Fidelio, Bayerische Staatsoper, ab 24.1.2019
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Der Weg in die Freiheit – „Fidelio“ in der Staatsoper |
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Ludwig van Beethoven zählt zu den bekanntesten Komponisten der Welt –
überraschend, dass er da also in seiner Schaffenszeit nur eine einzige Oper
schrieb. „Fidelio“ nennt sich sein Musiktheater-Vermächtnis und ist
erfrischend anders, vor allem aber musikalisch offenherziger und weniger
technisch. In der Bayerischen Staatsoper feierte die Inszenierung von
Calixto Bieito bereits im Dezember 2010 Premiere. Nun, rund acht Jahre
später, kehrt die ebendiese mit der Original-Besetzung von Florestan,
Leonore und Don Pizarro zurück auf die Münchner Bühne.
Der Plot ist
leicht erklärt: Don Pizarro hält Florestan gefangen und will ihn umbringen.
Leonore, die Frau des Gefangenen, will ihn finden und befreien, weshalb sie
sich als Fidelio ausgibt und als Gefängniswächter arbeitet. Sie findet ihren
Mann, kann Pizarro vom Mord abhalten und flieht gemeinsam mit ihrem Liebsten
in die Freiheit. Die Tatsache, dass der Tenor überlebt und das Ende
womöglich etwas zu kitschig geraten könnte, hat Bieito wohl auch
interessiert – weshalb er dementsprechend dagegen steuert. Das ganze
Bühnenbild besteht aus mehreren, verzwackten Konstruktionen, die wie ein
riesiger Irrgarten funktionieren – und keinen Weg hinaus in die Freiheit
bergen.
Allein die Besetzung lässt aufsehen – und natürlich den
Vorverkauf so glühen, dass bereits alle Vorstellungen ausverkauft sind. Wie
auch bei der Premerienreihe übernimmt Anja Kampe wieder die Rolle der
Leonore, Wolfgang Koch verkörpert den Don Pizarro und Jonas Kaufmann ist als
Florestan ein gezeichneter Gefangener. Bevor Leonore aber überhaupt in den
Keller zu Florestan gelangt, übersteht sie den kompletten ersten Akt in der
verzweifelten Suche nach ihm und muss sich zusätzlich mit ihrem Chef Rocco
(Günther Groissbock) und dessen Tochter Marzelline (Hanna-Elisabeth Müller),
die sich in das Alter Ego Fidelio verliebt hat, herumschlagen. Ein strammes
Programm für eine verhältnismäßig kurze Oper von 130 Minuten – aber alleine
der Aufbau einer Nummernoper ergibt neue Möglichkeiten. Kirill Petrenko und
das Staatsorchester spielen sich überraschend zurückhaltend durch Beethovens
Noten, dennoch angemessen und den durchgehend starken Sängerinnen und
Sängern zuvorkommend. Einzig Wolfgang Koch bleibt etwas hinter seinen
üblichen Leistungen zurück – womöglich liegt das auch an der eisigen
Winterzeit.
Gleich zu Beginn irren etliche Gefangene durch die
Konstruktion, auf der Suche nach einem Weg, der hinaus führt. Wirklich
hinaus schafft es letztendlich nur Florestan, der sich dafür aber auch
metamorphosen-ähnlich umziehen muss und auch noch erschossen wird, um dann
in Freiheit wieder zu erwachen (was mit einem „Frei“-Schild klar sichtbar
gemacht wird). Die Frage stellt sich berechtigt: Ist man tatsächlich erst
frei, wenn man tot ist? Und selbst wenn man frei sein sollte – was nützt die
Freiheit, wenn alle anderen Gefangene sind? Bieito gelingt es mit einer erst
einmal erschlagend großen und modernen Bühne überraschend gut und
kurzweilig, seine Gedanken in die Oper einfließen zu lassen. Der Besucher
bekommt so das perfekte Zusammenspiel: grandiose Gesangs- und
Schauspielleistung, eine Bühne mit Schauwert und viele Gedanken, die man
nach der Vorstellung nach Hause nehmen kann – vielleicht sogar muss.
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